Atlas-Vorsitzender im Interview

Atlas-Vorsitzender im Interview

13.04.2020

von Daniel Niebuhr

Für den SV Atlas und den Delmenhorster Fußballer sind es unsichere Zeiten. Atlas-Vorsitzender Manfred Engelbart erklärt im Gespräch, warum er vorsichtig ist und sich dennoch eine Fortsetzung der Saison wünscht.

Normalerweise kann Manfred Engelbart kaum einmal die Füße stillhalten. Der Delmenhorster Unternehmer und Vorsitzende des Fußball-Oberligisten SV Atlas schiebt immer neue Projekte an – zuletzt den in der kommenden Saison startenden Jugendförderverein und den Bau eines neuen Stadions. Im Interview – natürlich telefonisch – erzählt der 75-Jährige, wie er mit Corona umgeht, wie es mit dem Stadion vorangeht und wofür ihm manchmal die Geduld fehlt.

Herr Engelbart, fällt Ihnen schon die Decke auf den Kopf?

Bisher noch nicht, ich bin tatsächlich gerade mal wieder in der Firma – aber allein im großen Konferenzraum. Normalerweise mache ich fast alles von zuhause aus. Ich nehme die Beschränkungen sehr ernst.

Sie gehören, mit Verlaub, auch zur Risikogruppe.

Der Pass lügt nicht. Ich bin 75 Jahre alt. Manchmal wundere ich mich über mich selbst, dass ich mir gewisse Sachen noch antue.

Worauf spielen Sie an?

Ach, es gibt viele Projekte, die man anschiebt, in denen es immer nur Bedenkenträger gibt. Mit dem Jugendförderverein, den wir zuletzt mit dem Delmenhorster TB und dem TuS Heidkrug gegründet haben, haben wir es zum Beispiel etwas schwerer gemacht als nötig.

Meinen Sie den Ausstieg des TV Jahn kurz vor Schluss?

Ich will da niemandem etwas vorwerfen. Jahn will es gründlich machen, das wollen wir natürlich auch. Nur kommt irgendwann immer der Zeitpunkt, an dem man Nägel mit Köpfen machen muss. Wenn man sich mal den VfL Stenum ansieht, erkennt man, was dort alles richtig gemacht wurde. Ich habe manchmal auch nicht mehr die Geduld, um ein Thema ewig zu zerreden, statt anzufangen. Natürlich auch, weil Atlas den Jugend-Unterbau braucht.

Beim neuen Stadion machen Sie vermutlich ähnliche Erfahrungen. Sie wollen das Projekt finanziell unterstützen, aber nicht jeder hat darüber gejubelt.

Es ist schon seltsam. Nachdem ich angekündigt habe, einen Stadionneubau mit einer sechsstelligen Summe und einer Stiftung zu fördern, habe ich erst einmal einiges abbekommen. Dann wird geschimpft, ich wolle doch nur bestimmen, wo es lang geht. Meine Frau hat mir schon geraten, es einfach sein zu lassen, wenn doch alle meckern. Aber ich glaube, das sind in Wahrheit die wenigsten. Viele Menschen freuen sich darüber.

Wie geht das Projekt denn voran?

Durch Corona ist es schwierig. Wir haben schon Gespräche mit Grundbesitzern geführt, aber das können wir jetzt nicht machen. So etwas macht telefonisch keinen Sinn. Ich kann ja nirgendwo anrufen und sagen: Hallo, hier ist Manfred Engelbart, wir würden gern ein Stadion bauen, was halten Sie davon?

Wie bringt sich die Stadt in die Planung ein?

Sehr gut. Der Erste Stadtrat Markus Pragal ist sehr engagiert, aber es ist aktuell nicht leicht. Die Stadt hat kein Grundstück, das groß genug ist. Ich sage aber, dass wir als SV Atlas nicht das Grundstück kaufen werden, das muss die Stadt machen.

Ist der Stadtsüden noch der Wunsch-Standort?

Für mich auf jeden Fall. Zwischen Hasport und Adelheide sehe ich die besten Chancen. Aber momentan hängt vieles in der Schwebe.

Das gilt für den Sport genauso. Atlas ist Tabellenzweiter und peilt die Regionalliga an – und dann kam Corona. Haben Sie Angst, dass die starke Saison schließlich nichts wert sein könnte?

Das ist unsere größte Angst, natürlich. Dass der Verband sagt, die Saison wird annulliert und alles war für die Katz. Das wäre für mich die schlechteste Lösung. Unsere Spieler haben nach dem Jahrhundertspiel im DFB-Pokal gegen Werder Bremen alle Lügen gestraft, die dachten, dass sie in ein Loch fallen – wir hatten die Befürchtung ja auch, um ganz ehrlich zu sein. Aber das Trainerteam hat einen unglaublichen Job gemacht und trotz vieler Verletzter eine tolle Saison geschafft. Unser Wunsch ist ganz klar, dass sie auch regulär beendet wird.

Halten Sie das für realistisch?

Die Amateure laufen ja immer den Profis hinterher. Wir müssen abwarten, was die Behörden entscheiden und dann, was die Verbände daraus machen. Eine Verlängerung über den 30. Juni hinaus halte ich nicht für unmöglich; ich glaube, dass die Verbände das auch in Erwägung ziehen. Wir hoffen, dass es irgendwann weitergeht. Dann kann man auch alle drei Tage spielen, das wäre für uns kein Problem. Die Rasenflächen erholen sich ja gerade schon seit einigen Wochen, die Plätze werden wunderbar sein.

Hätten Sie denn Angst, ins Stadion zu gehen, wenn es irgendwann weitergeht?

Nein, Angst nicht. Aber ich würde vielleicht einen Mundschutz tragen. Die Pandemie wird ja nicht einfach so vorbei sein.

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