Text: Daniel Niebuhr
Titelbild: SV Atlas Events / Andreas Otten
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Im Achimer Ortsteil Uphusen war am Wochenende Dorfgemeinschaftsfest, was man wissen musste, wenn man sich dort am Sonntag ein Fußball-Oberligaspiel ansehen wollte. Sonst wäre man vielleicht auf den Gedanken gekommen, dass Losbude und Schießstand zu Ehren des SV Atlas aufgestellt worden waren – stattdessen waren sie einfach vom Vorabend noch nicht abgebaut worden. Die rund 250 Delmenhorster Fans unter den 450 Zuschauern mussten sich mit Getränkestand und Pommesbude begnügen, vermutlich wäre in der Partie beim TB Uphusen auch ohnehin niemand auf die Idee gekommen, anderweitige Zerstreuung zu suchen – zu sehenswert war doch die Darbietung ihrer Mannschaft.
Mit 3:0 (2:0) gewannen die Delmenhorster beim geografisch nächsten Nachbarn in der Liga, das Ergebnis spiegelte die Kräfteverhältnisse recht genau wider – Atlas war phasenweise eine Klasse besser und bleibt auch im sechsten Spiel ungeschlagen. Trainer Key Riebau wurde nach dem Spiel scherzend mit dem Vorsitzenden Manfred Engelbart und Sportchef Bastian Fuhrken an erwähnter Pommesbude gesichtet und erklärte danach, wie sehr ihn der Auftritt seines Teams begeistert hatte. „Mit der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, bin ich hochzufrieden“, sagte der Coach. „Wir wollten selbstbewusst auftreten, genau das haben wir gemacht. Wir waren deutlich wacher und aktiver.“ Was in zugespitzter Form auch Uphusens Trainer Fabrizio Muzzicato bestätigte: „Wir waren in der ersten Halbzeit gar nicht da.“
Tatsächlich waren vor allem die ersten 45 Minuten dicht an einer Delmenhorster Gala. Atlas gewann viele Zweikämpfe und brachte den Ball immer wieder fast spielend leicht in die Spitze, wo vor allem Marvin Osei als Sprinter und Wühler nicht zu halten war. In der fünften Minute setzte er sich auf der rechten Seite durch und schoss aus spitzem Winkel flach und hart. Uphusens Keeper Christian Ahlers-Ceglarek ließ den Ball nach vorne prallen, wo Emiljano Mjeshtri zur Gäste-Führung abstaubte.
Uphusen wirkte überfordert davon, dass Atlas sofort ernst machte und bekam keinen Zugriff, während die Delmenhorster sich mit der Vorentscheidung nicht zu lange Zeit lassen wollten. In der 26. Minute setzte sich Marco Prießner mit vollem Körpereinsatz durch und schlenzte den Ball aus halblinker Position an den Pfosten. Uphusens Youness Buduar schlug den Abpraller ins Seitenaus, doch nach dem folgenden Einwurf flankte Atlas-Kapitän Nick Köster auf den Kopf von Mjeshtri, der den Ball zum 2:0 in den Winkel wuchtete. „Das war ein überragendes Gefühl“, sagte der 19-Jährige, der nach seinem dritten Oberliga-Treffer aktuell der beste Atlas-Schütze ist.
Mjeshtri hatte allerdings Glück, dass er nicht auch seinen ersten Platzverweis kassierte. In der 49. Minute sprang er mit beiden Beinen voraus in einen Zweikampf mit Rilind Neziri und war mit Gelb gut bedient. Dass er sich sofort entschuldigte, verhinderte die Rudelbildung nicht, in der zwischenzeitlich Spieler beider Mannschaften nach Schubsereien auf dem Rasen lagen.
Überhaupt wurde die Partie immer giftiger, erst recht nach dem dritten Delmenhorster Treffer, bei dem sich Uphusens Defensive ziemlich ungeschickt anstellte. Viktor Pekrul sprang in der 55. Minute am eigenen Strafraum ein langer Ball an die Hand, der direkt vor Prießners Füßen landete. Seinen Schuss fälschte Pekruls Kollege Robert Littmann unhaltbar ab, der vorher gestolpert war – und den Ball gar nicht sah. „Die Niederlage wäre besser zu ertragen, wenn Atlas sich seine Tore alle herausgespielt hätte, aber wir haben alle Fehler selbst gemacht“, sagte Muzzicato und unterstellte gar „ein Kopfproblem“, weil Uphusen Atlas noch nie in einem Punktspiel bezwingen konnte: „Das fällt dir dann wieder ein.“
Allerdings ist die Abwehr nur ein Grund, warum Uphusen nur eines der letzten sechs Spiele gewonnen hat. Der mit fünf Treffern schwächste Angriff der Liga brachte keine zwingende Torchance zustande, was Riebau nicht zu Unrecht als Delmenhorster Verdienst verbuchte: „Wir haben kaum etwas zugelassen. Standards waren Uphusens einzige Waffe, und die haben wir stark verteidigt.“ Lediglich der Kampfgeist stimmte bei den Gastgebern, die ebenso wie Atlas insgesamt fünf Gelbe Karten sammelten. „Atlas war aber auch griffiger als wir“, fand Uphusens Kapitän Ole Laabs.
Die Delmenhorster sind aktuell nicht zu stoppen und reihen ihre Erfolgserlebnisse inzwischen mit imposanter Selbstverständlichkeit aneinander. Die Fans prophezeiten gesanglich sogar schon den Aufstieg in die Regionalliga (und den Abstieg des TB Uphusen), Riebau wollte aber erwartungsgemäß keine Kampfansagen abgeben, die über das nächste Training hinausgehen. „In der Woche müssen wir weiter so vernünftig arbeiten. Dann wird wahrscheinlich der eine oder andere Sieg hinzukommen“, sagte der Trainer. Aber: „Automatische Siege gibt es für uns nicht. Jeder Spieltag ist eine neue Herausforderung.“
TB Uphusen
SV Atlas
Oberliga Niedersachsen · 07. Spieltag