Relegation soll entfallen

Relegation soll entfallen

Oberliga 17.05.2020

Was einem Aufstieg des SV Atlas Delmenhorst noch im Weg steht

 

Ein Bericht vom

von Daniel Niebuhr

Die Fußball-Regionalliga soll nach dem Wunsch der Vereine ohne Absteiger abgebrochen werden. Eine Relegation würde für den SV Atlas Delmenhorst damit nicht stattfinden. Die Clubs legten einem Aufstieg der Oberligisten keine Steine in den Weg, eine endgültige Entscheidung hängt aber von weiteren Gremien ab, was die Zukunftsplanung für Atlas erschwert.

Man kann dem SV Atlas nicht vorwerfen, dass er nicht das Beste aus der Corona-Krise machen würde. Um den Verein zu unterstützen, haben Fans zuletzt Atemmasken mit dem Logo des Fußball-Oberligisten herstellen lassen, die innerhalb von Stunden vergriffen waren – es gab Schlangen an den Verkaufsstellen im Kia Autohaus Engelbart und beim Delmenhorster Autoteilevertrieb und Anfragen aus ganz Deutschland. Inzwischen wurden 400 Stück nachgeordert, die vermutlich ebenfalls schnell weg sein werden. "Wenn man damit die Liebe zum Verein zeigen kann, dann macht die Maskenpflicht sogar Spaß", findet Fanbeauftragte Kerstin Engelbart.

Foto: KIA Engelbart

Langweilig ist es bei den Delmenhorstern aber gerade ohnehin nicht, tatsächlich macht seine Platzierung die Corona-Krise für den Club und die Stadt noch spannender als sie ohnehin schon ist. Als Oberliga-Zweiter dürfte Atlas eigentlich gegen den Regionalliga-16. um einen Platz in der vierten Liga spielen; dass diese Relegation stattfindet, ist seit Donnerstagabend aber äußerst unwahrscheinlich. In einer Videokonferenz sprachen sich die 18 Regionalligisten mehrheitlich für einen Abbruch der Saison aus, die nach Punkten pro Spiel gewertet werden soll – und ohne Absteiger. Was bedeutet: Nicht nur der Drittletzte Altona 93 – möglicher Atlas-Gegner in der Relegation – darf drinbleiben, sondern mit dem Heider SV und dem HSC Hannover auch die beiden Vereine dahinter.

Vereine würden Liga-Aufstockung akzeptieren

Nicht genau besprochen wurde allerdings, wer denn in die Regionalliga dazustoßen darf – einen Trend gibt es aber sehr wohl. Der VfV Hildesheim hat als Tabellenführer der Oberliga Niedersachsen und direkter Aufsteiger in jedem Fall die besten Chancen. Niedersachsens Vizemeister, der momentan Atlas heißen würde, und die Ersten der Oberligen Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein hätten sich noch in Entscheidungsspielen qualifizieren müssen, an deren Austragung niemand mehr ernsthaft glaubt. Generell haben die Regionalligisten einem Aufstieg all dieser Teams und damit einer Staffel mit bis zu 22 Mannschaften keinen Riegel vorgeschoben, ein amtlicher Beschluss wurde jedoch nicht gefasst. Das Präsidium wird dazu in Kürze einen Vorschlag machen, der dann vom Verbandstag abgesegnet werden muss. 

Die Tendenz geht – zur Freude von Atlas – klar dazu, mit "einer aufgestockten Liga" zu spielen, wie der Verband es in einer Pressemitteilung ausdrückt. Das verwundert nicht, weil die im Präsidium vertretenen Landesverbände natürlich um ihre aufstiegsberechtigten Clubs kämpfen. Der Bremer Fußball-Verband, deren Vereine in dieser Woche mit einer überwältigenden Mehrheit von 89,5 Prozent für eine Wertung ohne Absteiger gestimmt haben, würde seinen Meister FC Oberneuland zum Beispiel gern in der Regionalliga sehen. "Klar ist die Zielsetzung des Bremer Verbandspräsidenten für den FC Oberneuland ein direkter Aufstieg", sagte BFV-Chef Björn Fecker bei Radio Bremen, "aber da müssen wir noch die Entwicklungen der kommenden Wochen abwarten." Der Spielausschuss soll sich schon am Dienstag damit befassen, wie die Saison 2020/21 in einer aufgeblähten Regionalliga aussehen kann. Die endgültige Entscheidung fällt dann auf einem Verbandstag durch die in den norddeutschen Regionalligen vertretenen Clubs. "Wir wissen, dass die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden müssen, nicht alle gleichermaßen befriedigen werden und teilweise weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen", sagte Präsident Günter Distelrath, der auch den Niedersächsischen Verband führt.

Atlas hängt an NFV-Votum

Distelrath ist erklärter Abbruch-Gegner, deren Fraktion jedoch immer kleiner wird. In Schleswig-Holstein war die Saison schon am vergangenen Wochenende beendet und ohne Absteiger gewertet worden. Weil Oberliga-Meister SV Todesfelde verzichtet, dürfte der 1. FC Phönix Lübeck hoch. In Hamburg käme im wahrscheinlichen Fall eines Abbruchs Teutonia 05 auf die gleiche Weise zu seinem Aufstieg – Tabellenführer TuS Dassendorf winkte zum wiederholten Male ab.

Atlas ist nun auf das Votum beim Verbandstag des Niedersächsischen Fußball-Verbandes am 27. Juni angewiesen, bei dem die Vereine darüber abstimmen, was mit der Saison passieren soll. Kaum ein Bundesland lässt sich so viel Zeit damit: Der NFV-Vorstand plädiert offen dafür, die Saison ab September noch zuende zu spielen und bietet diese Möglichkeit auch weiterhin zur Wahl an, obwohl sich mehr als zwei Drittel der Vereine bereits dagegen ausgesprochen haben, was nicht nur Atlas-Sportchef Bastian Fuhrken sauer aufstößt: "Wozu haben wir dann abgestimmt?" Er hat gerade keine dankbare Position, denn die Zukunftsplanung für seinen Verein ist in der ungewissen Situation ein Drahtseilakt. Während die meisten Clubs schon wissen, in welcher Liga sie spielen werden, wenn sie denn wieder spielen, muss Atlas zweigleisig planen. "Zwischen der Oberliga und der Regionalliga gibt es einen himmelweiten Unterschied. Wir haben einfach keine Planungssicherheit", sagt Fuhrken. Am Samstag werden die Delmenhorster, die noch nicht wieder im Training sind, wie alle anderen Vereine des Bezirks Weser-Ems noch einmal über den Verbandstag Ende Juni informiert.

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