Ein wenig ärgerte sich Olaf Blancke schon, dass seine Mannschaft ihrem Konto nicht zwei Zähler mehr gutgeschrieben hatte. "Man muss ehrlich sein", sagte der Trainer der Oberliga-Fußballer des SV Atlas Delmenhorst am Samstag, "am Ende ist das Unentschieden ein gerechtes Ergebnis". Da die Delmenhorster in ihrem Heimspiel gegen den Tabellendritten Eintracht Braunschweig im Stadion an der Düsternortstraße aber erst in der 81. Minute durch einen Treffer von Thade Hein in Führung gegangen waren, lag halt mehr drin, fand Blancke: "Dann musst du eigentlich gewinnen." Das verhinderte Mergim Fejzullahu (84.). Sein Tor führte dazu, dass Eintracht-Trainer Deniz Dogan die Partie genauso bewertete wie Blancke. "Das 1:1 ist ein gerechtes Unentschieden", sagte der Braunschweiger.
Atlas Delmenhorst muss früh umstellen
In der Tat sahen 500 Zuschauer eine ausgeglichene Partie, in der die auf Rang acht liegenden Delmenhorster ihre taktische Vorgabe, den technisch starken, schnellen Eintracht-Spielern möglichst wenig Raum für ihre Kombinationen zu geben, diszipliniert und einsatzfreudig umsetzten. "Wir haben uns defensiv besser verkauft als in den vergangenen Heimspielen", lobte Blancke, dessen Personalsorgen – sieben Spieler seines Kaders fehlten verletzt oder erkrankt, Thomas Mutlu gelbgesperrt – schon nach 18 Minuten noch größer wurden. Abwehrspieler Marlo Siech verletzte sich am Oberschenkel. Für ihn kam der offensive Mittelfeldspieler Musa Karli aufs Feld, der am Vorwochenende das 2:0 beim MTV Gifhorn leicht angeschlagen beendet hatte. Leon Lingerski rückte aus dem defensiven Mittelfeld für Siech in die Innerverteidigung, Tom Schmidt agierte fortan als "Sechser". Auch in dieser Formation ließ das Atlas-Team nur wenige Braunschweiger Chancen zu.
Atlas-Torwart Florian Urbainski klärt zweimal
Allerdings hatten die Gäste gleich zu Beginn die lange Zeit beste Möglichkeit. Lirim Mema kam nach einer Flanke von Jonas Wand im Atlas-Strafraum ungehindert an den Ball, köpfte ihn aber direkt in die Arme von SVA-Torwart Florian Urbainski (3.). Der war zehn Minuten später rechtzeitig aus seinem Tor, um einen Steilpass auf Fejzullahu zu klären (13.). Zweimal hätten die Braunschweiger dann vor der Pause noch gerne einen Elfmeterpfiff gehört. Zunächst wiesen einige von ihnen nachdrücklich daraufhin, nachdem Atlas-Spieler Patrick Degen einen Schuss von Arbnor Muja im Strafraum im Wegdrehen mit dem Rücken abgeblockt hatte (29.), dann war es nur Muja, nachdem sein Solo aus der eigenen Hälfte vom Delmenhorster Innenverteidiger Karlis Plendiskis beendet worden war (43.).
Delmenhorster Flanken zu ungenau
Der SV Atlas setzte darauf, nach Ballgewinnen über schnelle Angriffe über die Außenbahnen zu Chancen zu kommen. Der starke Außenverteidiger Kevin Radke war dabei ein Aktivposten. Das Manko der Delmenhorster war, dass ihre gut aufgebauten Offensivaktionen nicht zu klaren Chancen führten, weil die letzten Pässe oder Flanken zu ungenau waren. Außerdem leistete die Eintracht gerade vor und im eigenen Sechzehnmeterraum gute Defensivarbeit.

Nach der Pause waren es wieder die Gäste, die sich die erste Chance erspielten. Muja legte für Ayodele Adetula auf, dessen Schuss Urbainski aber nicht vor große Probleme stellte (50.). Anschließend kontrollierte das Atlas-Team aus seiner starken Defensive heraus lange das Geschehen, setzte die Braunschweiger mit seinen Angriffen durchaus unter Druck. Ein 23-Meter-Schuss von Karli verfehlte sein Ziel knapp (67).
Allerdings: Das Problem, dass die Abspiele der Delmenhorster dann ungenau wurden, wenn es darum ging, einen Torschuss vorzubereiten, blieb bestehen. Beispielhaft war der von Karli mit einem Diagonalpass auf Rauh eingeleitete Angriff. Rau kam bis an die Grundlinie des Eintracht-Strafraums, seine flache Hereingabe fingen die Gäste aber ab (68.).

Delmenhorst geht nach Freistoß in Führung
Die Einwechslung von Marco Prießner (67.) brachte mehr Schwung in die Atlas-Angriffe. Die neue Sturmspitze bereitete den Führungstreffer vor. Prießner erkämpfte sich einen schon verlorenen Ball zurück, auf dem Weg in den Strafraum wurde er gefoult. Den Freistoß schlug Schmidt vor das Eintracht-Tor, Hein lenkte den Ball vermeintlich zum 1:0 ins Netz (81.). Im Spielbericht auf der Internetseite des Niedersächsischen Fußball-Verbands wurde der Treffer am Abend allerdings Schmidt zugeschrieben.

Klasse Angriff bringt Braunschweig den Ausgleich
Die Antwort der Braunschweiger ließ nicht lange auf sich warten: Ihnen gelang ihr bester Angriff, den Fejzullahu nach einem klasse Doppelpass mit Thilo Töpken mit dem Ausgleich veredelte (84.). Prießner hatte keine 120 Sekunden später die große Chance, seinem Team doch einen „Dreier“ zu sichern. Nach einem langen Urbainski-Abschlag versetzte der Atlas-Stürmer zwei Gegenspieler, scheiterte dann aber mit seinem Schuss aus acht Metern am glänzend reagierenden Eintracht-Torhüter Yannik Bangsow.
SVA-Trainer Olaf Blancke recht zufrieden
"Da haben wir einmal richtig gepennt", haderte Blancke nach dem Schlusspfiff mit dem Ausgleichstreffer und meinte damit nicht die letzte Aktion, sondern die Entstehung. "Wir müssen früher draufgehen, dann passiert das nicht", erklärte er und wusste aber auch: "Das war von der Eintracht schon sehr gut gemacht." Und so war er mit der Leistung seiner Mannschaft und mit dem Ergebnis dann doch zufrieden:
"Wir haben gegen einen starken Gegner einen Punkt geholt."