Bericht und Bilder: Nico Nadig
Am eigenen Unvermögen, am Linienrichter und am Pech – an diesen drei Dingen scheiterte der Führungstreffer des SV Atlas Delmenhorst je einmal. Und weil der Fußball eben nach keiner der drei Riesenchancen im Netz zappelte, endete die Oberliga-Partie beim TuS Bersenbrück mit einem torlosen Remis. Ein Ergebnis, das dem Atlas-Trainer Key Riebau so gar nicht schmeckte. „Ich bin nicht zufrieden. Wir müssen nach der ersten Halbzeit schon führen. Das muss ich erst mal sacken lassen“, sagte der Trainer angefressen.
Wenngleich ihn das Ergebnis ärgerte, konnte er der Auswärtspartie etwas Positives abgewinnen. Schließlich hat seine Mannschaft erneut kein Gegentor kassiert und ist auch nach dem 13. Spiel der Saison 2019/20 ungeschlagen. In der Tabelle weilen die Blau-Gelben weiterhin auf Rang zwei mit 31 Punkten. Der Tabellenführer und kommende Gegner VfV Borussia Hildesheim bringt es bei einem Spiel mehr auf 37 Zähler.
Die Gäste aus Delmenhorst erwischten in Bersenbrück einen recht guten Start und diktierten von Minute eins an das Geschehen auf dem Platz. Vor allem im Zentrum hatten die Blau-Gelben einen klaren spielerischen Vorteil und ließen den Ball gut durch die Reihen zirkulieren. Trotzdem war es der TuS Bersenbrück, der die erste große Chance notierte. Nach einer eigenen Ecke stimmte bei der Riebau-Elf die Sortierung nicht, sodass die Gastgeber einen guten Konter fuhren. Letztendlich verhinderte jedoch SVA-Linksverteidiger Julian Harings das frühe Gegentor (7.).
Atlas trat zwar auch im Anschluss weiterhin dominant auf, machte jedoch zu wenig aus seiner Überlegenheit. Gerade den Pässen im finalen Drittel kam die Präzision abhanden, sodass die Blau-Gelben nur selten in den Strafraum eindrangen – zumindest gemessen am Ballbesitz zu selten. „Das kann nicht unser Anspruch sein“, meinte Spielmacher Musa Karli mit Blick auf die Chancenzahl in Durchgang eins.
Eine Riesenchance besaß die Riebau-Elf in Hälfte eins dann allerdings doch. Nach einer TuS-Ecke starteten die Blau-Gelben einen Konter wie aus dem Lehrbuch: Tom Schmidt trieb den Ball nach vorne und passte zu Marco Prießner, der das Leder nach einem kleinen Dribbling wieder zu Schmidt spielte. Im Bersenbrücker Strafraum behielt der SVA-Spieler den Kopf oben und legte quer auf Robert Plichta. Der Stürmer hätte sich vor dem verwaisten Tor eine Ecke aussuchen können, bugsierte das Leder stattdessen aber ins Aus (27.). „Das war eine 1000-prozentige Gelegenheit“, meinte Riebau. Wie Plichta seinen Fehlschuss im Anschluss erklärte? Nach Ausreden suchte der Stürmer jedenfalls nicht: „Das war kein Platzfehler oder so. Ich muss den Ball einfach entschlossener reinschieben. Das ist ärgerlich, mit der Führung wäre es ein anderes Spiel geworden.“
So konzentrierte sich der Gastgeber jedenfalls weiter auf das Verteidigen. Wobei die Bersenbrücker mit zunehmender Spieldauer mutiger wurden. „Wir hatten am Anfang zu viel Respekt“, sagte TuS-Coach Farhat Dahech. Nach der Pause hatte seine Elf diesen dann komplett abgelegt und setzte den SV Atlas mehr und mehr unter Druck. Gleichzeitig verloren die Blau-Gelben ein Stück weit ihre Struktur im Spiel. „Wir haben uns in der zweiten Hälfte dem Gegner angepasst und zu viel ‚Kick and Rush‘ gespielt“, kritisierte Riebau.
Immerhin eröffneten sich so mehr Räume, was zwangsläufig zu mehr Chancen und vielleicht sogar einem Tor führte? Warum vielleicht und das Fragezeichen? Nun, Marek Janssen schoss auf den leeren TuS-Kasten und hatte schon zum Jubel abgedreht, doch offenbar klärte ein Bersenbrücker noch (54.). Zumindest sah der Linienrichter den Ball nicht im vollen Umfang hinter der Torlinie. Sechs Minuten später hatten die Gastgeber die große Gelegenheit zur Führung, standen sich jedoch selbst im Weg. Nach diesem vielversprechenden Start flaute das Geschehen auf dem Platz jedoch wieder ab. Der Ball flipperte im Mittelfeld hin und her, kleinere Fouls störten den Spielfluss zusätzlich. „Wir haben das einfach nicht gut ausgespielt“, kritisierte Karli.
In der Schlussviertelstunde erhöhten die Blau-Gelben dann die Schlagzahl nochmals etwas: Nach einer Ecke brachten die Delmenhorster den Ball erneut gefährlich in den Strafraum. Den Schuss des eingewechselten Florian Stütz klärten die Bersenbrücker unter größter Mühe (85.). In der Nachspielzeit notierten die Blau-Gelben dann ihre dritte Riesenchance: TuS-Akteur Christopher Cook hatte Oliver Rau gefoult und flog zurecht mit Gelb-Rot vom Platz. Den folgenden Freistoß trat Stütz in den Strafraum, wo Karlis Plendiskis am höchsten stieg – sein Kopfball flog hauchdünn am rechten Pfosten vorbei.
TuS Bersenbrück
SV Atlas
Oberliga Niedersachsen · 14. Spieltag