Starker Auftritt des SVA im DFB-Pokal

SV Atlas
SV Atlas
2 : 3
Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach
Sonntag, 17. August 2025 · 15:30 UhrDFB-Pokal 1. Runde

Schiedsrichter: Fabienne MichelLinienrichter: Christoph Kluge, Julian Schaub

Zuschauer: 14.300

90

Spielbericht vom 17. August 2025

 

SV Atlas Delmenhorst feiert verrückte Pokal-Party gegen Gladbach

   
Der SV Atlas Delmenhorst liefert Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal einen großartigen Kampf. Nach einem wilden Spiel wird vor allem der Oberligist gefeiert.
   
Dass am Sonntag ein wenig Delmenhorster Fußball-Geschichte in der Luft liegen würde, war eigentlich schon vorher klar. Der SV Atlas forderte in der ersten Runde des DFB-Pokals den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach heraus, die 14.300 Zuschauer im ausverkauften Marschwegstadion sorgten für den drittbesten Besuch in der Delmenhorster Historie. Nebenbei war es die Revanche für das 1981 verlorene Achtelfinale, einige der Helden von damals waren zur Neuauflage gekommen.

Die wenigsten hätten aber geahnt, dass der Nachmittag sogar beinahe in die Annalen des Wettbewerbs eingehen würde. Erst einmal hatte ein Fünft- einen Erstligisten im DFB-Pokal bezwungen - Atlas kam dichter heran als die meisten zu hoffen gewagt hätten. Die Amateure brachten den haushohen Favoriten an den Rand einer historischen Blamage und durften sich nach dem 2:3 (2:2) als moralische Sieger fühlen. Das Publikum feierte die Blau-Gelben in der Schlussphase und noch weit nach Abpfiff mit Sprechchören und viel Applaus. „Wir sind stolz. Das war Wahnsinn“, sagte Kapitän Ibrahim Temin. Trainer Key Riebau fügte bei der Pressekonferenz hinzu: „Wir wussten, dass wir Glück brauchen, um es eng zu halten. Aber wir haben auch ein unfassbar gutes Spiel gemacht.“ Gladbachs Coach Gerardo Seoane stimmte zu: „Großes Lob an Atlas für die Performance und für die Organisation.“

Atlas gleicht durch Traumtore zweimal aus

Atlas begann mit der selben Startelf, die eine Woche zuvor in der Oberliga mit 5:1 beim VfV Hildesheim gewonnen hatte und erwischte den vier Klassen höher spielenden Gegner mit frühem Pressing in der Anfangsphase auf dem falschen Fuß. Nach einem Gladbacher Ballverlust legte Kapitän Ibrahim Temin in der vierten Minute für Lamine Diop auf, der aus 18 Metern knapp vorbeischoss. Gladbach wirkte unkonzentriert und verblüfft von den forschen Amateuren, die zudem einen stattlichen Anteil des Publikums hinter sich wussten.

Der Bundesligist wurde in der achten Minute dann selbst gefährlich, als Atlas-Mittelfeldspieler Dinand Gijsen vor der Linie klärte. Vier Minuten später klatschte ein Kopfball von Haris Tabakovic an die Latte. Danach erhöhte der Favorit den Druck und ging in der 21. Minute auch in Führung: Ein starker Pass hebelte die Abseitsfalle aus, Robin Hack vollendete mit einem sehenswerten Lupfer. Doch Atlas ließ sich vom Rückstand nicht aus der Ruhe bringen und störte die Borussia weiter erfolgreich im Spielaufbau. Der Lohn folgte in der 32. Minute: Nach einem herrlichen Konter brachte Diop den Ball von rechts zu Steffen Rohwedder durch, der direkt abzog und in den Winkel traf. Die Haupttribüne und der Delmenhorster Fanblock explodierten - und eine Minute später noch einmal, als Keeper Damian Schobert überragend gegen Tabakovic parierte.

2:2 - und das Marschstadion steht

Doch danach wurde es erst richtig wild: In der 39. Minute nutzte Hack die dritte Großchance nacheinander zur erneuten Gladbacher Führung. Im Gegenzug gelang Linus Urban der Schuss seiner bisherigen Karriere: Der Atlas-Youngster jagte die Kugel flach aus 25 Metern zum 2:2 ins Eck und sorgte für Ekstase auf der Delmenhorster Seite des Stadions. Es war sein erstes Tor für Atlas. „Von solchen Momenten träumt man vorher“, sagte er. Zum Pausenpfiff stand das komplette Marschwegstadion. „Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass es zur Halbzeit 2:2 steht, hätte ich gesagt: Du bist bekloppt“, sagte Sportvorstand Bastian Fuhrken.

Erwartungsgemäß versuchten die Borussen, den Glauben an eine historische Sensation direkt nach dem Wechsel zu ersticken. In der 51. Minute stand Tabakovic sechs Meter vor dem leeren Tor und traf nur den Pfosten. Vier Minuten danach lenkte Schobert einen Schlenzer von Hack über die Latte, weitere 120 Sekunden später gewann er das gleiche Duell noch einmal. Atlas taumelte und fand kaum noch Entlastung.

Elvedi trifft zum Sieg zur Gladbach

Die Delmenhorster retteten sich aber irgendwie durch diese Phase und fanden ihren Mut wieder. In der 67. Minute prüfte Urban Gladbachs Keeper Moritz Nicolas mit einem Flatterball. Doch dann schlug Gladbach eiskalt zu: Nico Elvedi brachte das Leder nach einem Freistoß aus kurzer Distanz irgendwie an Schobert vorbei und sorgte für die dritte Führung seines Teams.

Doch Atlas stresste die Profis weiter und war bei einigen Flanken durchaus gefährlich. Riebau brachte mit Justin Dähnenkamp und Tobias Fagerström frischen Wind für die Offensive, der Finne feierte sein Comeback nach monatelanger Verletzung. Außerdem kamen Joel Schallschmidt und Timon Widiker. Die Delmenhorster versuchten in der fünfminütigen Nachspielzeit alles, kamen aber nicht mehr durch. Nach dem Schlusspfiff sanken einige von ihnen enttäuscht zu Boden - und sich kurz darauf wieder zur Ehrenrunde zu erheben. „Es war ein geiler Nachmittag“, befand Temin.

Delmenhorster Fanmarsch durch die Stadt

Bereits vor dem Spiel hatte der Oberligist durch seine Fans für verrückte Bilder gesorgt. Etwa 700 Delmenhorster wurden von der Polizei vom Bahnhof zum Stadion geführt und unterhielten die verdutzten Passanten mit Gesängen. Auch einige Gladbach-Anhänger hatten sich dem friedlichen Zug angeschlossen. Rund zwei Stunden vor dem Anpfiff kamen sie beim Stadion an - und erlebten den ebenso beachtlichen Auftritt ihres Teams.

Das Video zum Spiel