Ist das Delmenhorster Stadion DFB-Pokal-tauglich?

Ist das Delmenhorster Stadion DFB-Pokal-tauglich?

Oberliga 08.06.2019

WO SPIELT DER SV ATLAS DELMENHORST?

 

von Daniel Niebuhr (Delmenhorster Kreisblatt)

Titelbild: Rolf Tobis

 

Der SV Atlas plant für die größte Delmenhorster Fußball-Party seit 30 Jahren zweigleisig und wartet gespannt auf die Auslosung.

Nia Künzer ist als Fußballerin und TV-Expertin weit gereist; ob die 39-Jährige schon einmal Delmenhorster Boden betreten hat, ist allerdings nicht bekannt. In einer Woche wird die ehemalige Weltmeisterin wohl dennoch mit entscheiden, ob nach fast 39 Jahren wieder ein DFB-Pokal-Spiel in der Stadt stattfinden wird. Künzer ist die Losfee für die Erstrunden-Auslosung, die am 15. Juni ab 18 Uhr im Dortmunder Fußball-Museum über die Bühne geht – der SV Atlas ist durch den historischenNiedersachsenpokalsieg der Amateure am 25. Mai mit dabei.

15-seitige Checkliste

Seitdem wird in der Stadt nicht nur darüber diskutiert, welchen großen Namen der Oberligist empfangen darf, sondern auch, wo die Fußball-Party steigt. Atlas trifft in Runde eins, die vom 9. bis 12. August ausgetragen wird, auf einen Erst- oder Zweitligisten und will im eigenen Stadion an der Düsternortstraße spielen – doch die Arena erfüllt nicht einmal Regionalliga-Ansprüche. Der Deutsche Fußball-Bund hat dem Verein bereits eine 15-seitige Checkliste übermittelt, seitdem haben auch Funktionäre ihre Zweifel, ob man tatsächlich auf der eigenen Anlage bleiben kann.

Foto: Jan-Eric Fiedler
 

Ausgerechnet der DFB macht dem Club auf dk-Anfrage Mut. „Der Pokal lebt davon, dass die Profis zu den Kleinen reisen, wo es nach Bratwurst und Bier riecht“, erklärte ein Sprecher. „Wenn Atlas in Delmenhorst spielen will, wird der DFB erst einmal alles versuchen, um das möglich zu machen.“ In der abgelaufenen Saison mussten allerdings sieben Amateurvereine in der ersten Runde umziehen. Für Bastian Fuhrken, der bei Atlas den Leistungsfußball leitet, würde mit einem Spiel in Delmenhorst ein Traum in Erfüllung gehen, doch er sieht dafür etliche Hürden: „Die Frage ist nicht, ob wir wollen, sondern, ob wir können.“

Es beginnt bereits bei den Kabinen, für die eine Größe von 40 Quadratmetern vorgeschrieben ist – doppelt so groß wie die Umkleiden im Stadion. Eine Fläche von 800 Quadratmetern soll insgesamt für die Fernsehteams zur Verfügung stehen. TV-Räume sind ebenso Pflicht wie eine Mixed-Zone. „Wir haben dafür gar nicht genügend Zimmer im Stadionheim“, sagt Fuhrken.

Mal behelfsmäßiger Presseraum, mal VIP-Area für Sponsoren: das Obergeschoss im Delmenhorster Stadion. Foto: Rolf Tobis

Das DFB-Pokalspiel offenbart nebenbei erneut den Sanierungsstau der Stadt. Der Rat stimmte schon 2017 einem Anbau an das Kabinengebäude zu, der noch immer nicht begonnen hat und für das größte Fußballfest der vergangenen Jahrzehnte jetzt zu spät kommt – obwohl ein Großteil der Kosten aus dem Integrationsfonds des Landes finanziert werden sollte. Flutlicht gibt es auch nicht, womit für Delmenhorst nur Anstoßzeiten am Samstag- oder Sonntagnachmittag infrage kommen.

Eher Oldenburg als Weserstadion

Nun hängt vieles davon ab, welches Los Künzer am 15. Juni aus der Trommel zieht. Das Stadion fasst 5999 Zuschauer, gegen die meisten Branchenriesen – wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04 – könnte man deutlich mehr Karten verkaufen, allein aufgrund der Menge an Fans, die mit den Bundesligisten mitreisen. Fantrennung ist aus Sicherheitsgründen nötig, an der Düsternortstraße aber schwer zu realisieren. Fuhrken plant mit dem Verein deshalb zweigleisig. „Wir haben eine Verantwortung“, sagt er. Kommt ein kleiner Club wie der 1. FC Heidenheim oder Jahn Regensburg, ist eine Austragung im eigenen Stadion wahrscheinlich. „Vieles lässt sich mit temporären Bauten lösen“, sagt der DFB-Sprecher und meint damit zum Beispiel Zäune für den Gästeblock und Container als Behelfskabinen. Um das Stadion auf diese Weise tauglich zu machen, müsste Atlas aber einen Großteil der Einnahmen investieren. 115 000 Euro sind durch das Fernsehen garantiert, dazu kommen die Ticketerlöse, die aber geteilt werden.

Foto: Rolf Tobis

Geht es aber gegen die Bayern, Dortmund oder Schalke, kann ein Umzug zur Option werden. Dann könnte weniger das Bremer Weserstadion, für das eine hohe Miete fällig wäre, als eher das Oldenburger Marschwegstadion zur Exil-Heimat werden. Die Arena fasst 15 200 Zuschauer und erfüllt bereits die meisten Auflagen. Die Entscheidung will der Club zeitnah nach der Auslosung treffen.

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