Bierchen bei Christa und Rolf

Bierchen bei Christa und Rolf

27.02.2020

(TC) Wer das Stadiongelände vom Hasporter Damm aus betritt, schlendert unweigerlich an der Gaststätte Jan Harpstedt vorbei und viele kennen die Betreiber Christa und Rolf Kühne. Grund genug, unsere Fußballkneipe mal genauer vorzustellen.

Der ehemalige Küchenchef des Gut Hasport, Rolf, lernt seine Christa 1972 auf der Arbeit kennen und lieben. Christa, damals in der Ausbildung zur Restaurantfachfrau, verfällt seinen Kochkünsten. Was Christa noch nicht ahnt: sie wird fortan immer an Rolfs Seite arbeiten. Das Gut Hasport ist ab den 60ern eine absolute Topadresse und Vorreiter der Nouvelle Cuisine mit einer überregionalen, hoch angesehen Gästeliste aus Politik, Sport und Wirtschaft.

1984 heuert Rolf bei Nicos Fischrestaurant an der Mühlenstraße im Gebäude gegenüber der Hauptpost an und nimmt seine Christa mit. Dort arbeiten die beiden zwei Jahre zusammen, als vom Bierlieferanten Wachtel das Angebot kommt, die Gaststätte Jan Harpstedt zu übernehmen. Der Vorpächter Bleydorn musste die Segel streichen. Mit einem Startdarlehen der Gilde Brauerei bauen die Kühnes den Laden komplett um, mit dem Ziel, vorne als Kneipe und hinten im Saal mit Essen Geld zu verdienen.

Während vorne an der Theke das Bier gut läuft, setzt sich trotz der überragenden Kochkünste von Rolf das Konzept nicht durch. Nach gut einem Dreivierteljahr sammelt Christa alle Speisekarten ein und wirft diese in die Tonne. Der rückwärtige Teil wird für den Saalbetrieb umgebaut.

Zu der Zeit verfügt der SV Atlas über eine Vereinskneipe an der Düsternortstraße (heute das Vereinsheim von Rot-Weiß Hürriyet). Doch die Events veranstaltet der SV Atlas alle bei Christa und Rolf. Das Essen schmeckt zu gut. Rolf: „Vor allem haben wir zu Anfang Hebi (Wolfgang Hebenstreit, Anm. der Redaktion) und der dritten Mannschaft des SV Atlas viel zu verdanken. Das Team mit Altstars hat nach jedem Training ordentlich kistenweise das Bier weggedonnert, war zu allen Anlässen im Saal und hat es krachen lassen. Weihnachtsfeiern, Meisterfeiern, Kohlfahrten, Taufen, Geburtstage und Grillabende, die Jungs hatten immer was zu feiern. Aber auch der Verein ist mit allen Mannschaften zu uns gekommen und hat den Saal für die Veranstaltungen genutzt.“  Die Schiedsrichter durften umsonst essen und an Spieltagen haben draußen Günter Klosa und seine Frau an der gemauerten Theke die Gäste versorgt.

Jan Harpstedt wurde vom großflächigen Kneipensterben nicht erfasst. „Früher wurde natürlich auch mehr in Kneipen getrunken. Ab 10.30 Uhr war die Bude mit Rentnern und Handwerkern zwischen zwei Baustellen voll. Nur die Postboten waren nicht hier, die haben sich alle in der Bretterbude am Rolandplatz getroffen“, lacht Rolf.

Als Atlas in den 90ern in der dritten Liga (damals Oberliga) spielt, kommt es zu witzigen Szenen. Rolf: „Die Fans nutzten den Eingang beim Parkplatz am Hasporter Damm hinter der Tribüne. Der Feind (scherzhaft für die Gästefans) saß oft vor den Spielen bei uns. Wenn dann Hannover 96 oder Eintracht Braunschweig mit wilden Horden kamen, haben wir, um Reibereien zwischen meinen Stammkunden und den Auswärtsfans zu vermeiden, umgesetzt. Alle, die sonst vorne saßen, gingen nach hinten in den Saal und vorne lief der Zapfhahn für die Gästefans. Das hat hervorragend geklappt“, grinst Rolf.

Als Atlas zu DSC und später Eintracht wurde, waren nur noch gut 200 Zuschauer da und der Umsatz ging zurück. Die Gründung von Eintracht, ursprünglich war auch Phönix Delmenhorst vorgesehen, fand im Saal bei Jan Harpstedt statt und aus den Gästezimmern über dem Saal wurden Geschäftsräume für den Verein. 2012, nach der Neugründung, zieht der SV Atlas dann in die Räumlichkeiten ein und es kommt an den Spieltagen wieder mehr Schwung in die Kneipe. Rolf, der auch Gründungsmitglied ist: „Es macht immer noch sehr viel Spaß an Spieltagen mit den ganzen verrückten Fußballfans der Stadt. Von Jung bis Alt, von neuen Fans und Interessierten bis zum Stammtisch mit den alten Atlas-Haudegen ist alles vertreten. Zwar sind sich nicht alle Fangruppen grün, was dazu führt, dass nicht alle zahlreich an Spieltagen hier vorbeischauen, aber Block H gleicht das mit ihrem Umsatz aus“, erklärt Rolf und lacht: „Die haben ordentlich Durst!“ Trotzdem würde er sich einen freundschaftlicheren Umgang unter den Fans wünschen.

Rückblickend auf 33 Jahre Jan Harpstedt war eins der größten Highlights das SV Atlas-Fest auf der Wiese vor der Kneipe, organisiert von Christa und Rolf. Drei Tage Ramba-Zamba mit 500 Gästen im Zelt, Tombola mit tollen Preisen, Disco und 4-Mann-Kapelle, Würstchenwagen sowie Frühschoppen mit Erbsensuppe am Sonntag. Alles als Oktoberfest aufgezogen. Auch der Aufstieg in die 3. Liga gehörte dazu, es wurde tagelang gefeiert. Rolf: „Bis nachts 2.30 Uhr ging es rund, dann sind wir alle in das La Palma gefahren und waren um 9 Uhr wieder hier. Während die Gäste den Laden aufgeräumt haben, habe ich Frühstück zubereitet.“ Nach der Neu-Gründung wurden die Feiern nach dem Niedersachsen-Pokalsieg in Hannover, bei der DFB-Pokal-Auslosung und die Aufstiege zu ganz besonderen Tagen.

Christa und Rolf sind inzwischen 36 Jahre verheiratet und seit 33 Jahren die Betreiber von Jan Harpstedt. Hoffen wir mal, dass die beiden die 40 vollmachen. Als Betreiber.

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