Abschied von Stefan Bruns

Abschied von Stefan Bruns

Oberliga 10.03.2020

Vom SV Atlas Delmenhorst zu Atlas 2.0 in fünfeinhalb Jahren | Nur noch ein Spieler dabei

von Daniel Niebuhr

Die Fußballer des SV Atlas Delmenhorst haben ihr Team seit dem ersten Titel vor fünfeinhalb Jahren komplett erneuert – mit einer Ausnahme. Zuletzt wurde Ex-Kapitän Stefan Bruns vom Oberligisten verabschiedet.

Der SV Atlas hatte am Samstag einiges aufgefahren, um seinem ehemaligen Kapitän Tschüss zu sagen. Stefan Bruns bekam bei seiner Verabschiedung vor dem Spiel gegen Kickers Emden Applaus von 1800 Zuschauern, Präsente und warme Worte vom Clubchef, Sprechchöre von den Fans und sogar ein eigenes Banner, auf dem „Ciao Capitano“ stand – für einen Oberliga-Fußballer gar nicht mal schlecht. Bruns selbst war jedenfalls sichtlich beeindruckt und sprach hinterher von „einem Gänsehautmoment“.

Wie zügig er danach den Rasen des Delmenhorster Stadions verließ, hatte aber auch seine Symbolik – als wollte er der aktuellen Atlas-Mannschaft nicht zu lange die Schau stehlen. Bruns ist im Winter zu seinem Heimatverein FC Rastede zurückgekehrt, er kickt jetzt wieder in der Bezirksliga, aus der er vor sechs Jahren auch zu Atlas gekommen war. „Das ist etwas ganz anderes“, sagte er. „Da spiele ich vor viel weniger Leuten.“ Aber immerhin spielt er, was bei Atlas zuletzt nicht mehr der Fall war – ganze zwei Minuten stehen in der Oberliga in der Saisonbilanz. Vorsitzender Manfred Engelbart bescheinigte ihm dennoch „das Kunststück vollbracht zu haben, als Nicht-Delmenhorster in Delmenhorst zur Legende zu werden“.

Radke spielte in neun Wettbewerben

Mit Bruns geht nicht nur ein Stück Atlas-Geschichte, sondern auch der vorletzte Spieler, der mit dem Verein alle Titel seit der Wiedergründung vor acht Jahren gewonnen hat – angefangen mit dem Kreispokalsieg 2014. Wenn man Aushilfsspieler Dominik Entelmann nicht mehr zum Kader zählt – worum er selbst ausdrücklich bittet –, bleibt nur noch der gerade verletzte Kevin Radke übrig, der in Zivil und mit einem Lächeln auf dem Gesicht Bruns’ Abschied im Stadion beiwohnte. Von Radke abgesehen hat sich die Mannschaft also in den vergangenen fünfeinhalb Jahren einmal komplett erneuert: Aus Atlas ist Atlas 2.0 geworden.

Der Verein ist diesen Weg zwangsläufig gegangen, vier Aufstiege machten es nötig. Der Unterschied zwischen den Mannschaften von damals und heute lässt sich mit Zahlen vielleicht am besten darstellen. Beim 3:1 im Kreispokalfinale 2014 gegen den TV Dötlingen standen vereinzelte Spieler mit Oberliga-Erfahrung auf dem Platz – Entelmann zum Beispiel oder der spätere Club-Rekordspieler Thomas Mutlu –, aber der gesamte Kader kam auf keinen einzigen Regionalliga-Einsatz. Im aktuellen Aufgebot sind nicht nur 26 Juniorenländerspiele vereint, sondern auch 492 Regionalliga-Spiele. Weitere sollen in Kürze dazu kommen: Atlas hat nach dem 3:0 gegen Emden als Tabellenzweiter gute Chancen, die Relegation zu erreichen.

Bruns erinnert sich an Aufstiege

Das wandelnde Phänomen Radke ist eine fast schon einmalige Ausnahme. Der 29-Jährige hat für Atlas in fünf Ligen und vier unterschiedlichen Pokalen gespielt, also in neun verschiedenen Wettbewerben – eine Zahl, die vermutlich deutschlandweit ihresgleichen sucht. Aber auch Bruns hat viel erlebt mit dem Club. „Es gab so viele Highlights“, sagt er. „Die Aufstiege waren natürlich besonders schön.“

An zwei davon war er als Kapitän beteiligt. 2016 stürmte Atlas mit der Bezirksliga-Rekordpunktzahl von 83 Zählern in die Landesliga, nachdem das Team ein Jahr zuvor den Aufstieg auf spektakuläre Weise verpasst hatte. Das legendäre 1:1 beim VfL Wildeshausen vor 4000 Zuschauern hatte damals nicht gereicht. 2017 durfte sich der Verein auch Landesliga- und damit Bezirksmeister nennen. Am letzten Spieltag bezwang Atlas den VfL Wildeshausen mit 5:1 und profitierte vom 3:3 des Rivalen Blau-Weiß Lohne beim SV Bad Rothenfelde. Eines der denkwürdigsten Bilder der Vereinsgeschichte war der Kreis, den die Mannschaft damals auf dem Rasen um Bastian Fuhrken bildete. Der Teammanager war telefonisch mit Bad Rothenfelde verbunden – als er die Nachricht vom Abpfiff durchgab, brachen alle Dämme. „Das war ein unglaublicher Tag“, sagt Bruns. „Ich weiß noch genau, wie wir um Bastian herumstanden und wie dann alle durchgedreht sind. Das war vielleicht der schönste Moment bei Atlas.“

45 Partien machte er danach noch in der Oberliga, fünf weitere im Niedersachsenpokal, den die Delmenhorster 2019 gewannen. Bruns wurde beim 3:2 gegen den TuS Bersenbrück zur Pause für den Doppeltorschützen Thade Hein eingewechselt. Die Belohnung dafür blieb ihm allerdings verwehrt: Im DFB-Pokal-Spiel gegen Werder Bremen vor 41.500 Zuschauern im Weserstadion stand er zumindest für Außenstehende überraschend nicht im Kader. „Das hat schon sehr wehgetan“, sagt er. Weil er in den Planungen auch danach keine Rolle mehr spielte, war der Wechsel nach Rastede nun konsequent. „Wenn ich zu Atlas gehe, kribbelt es aber immer noch“, sagt Bruns.

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