von Daniel Niebuhr
In Zeiten, in denen Zuhausebleiben ein Volkssport geworden ist, tut es ja vielen gut, etwas zu tun zu haben. Von daher sind die Vereine dem Norddeutschen Fußball-Verband eigentlich zu Dank verpflichtet: Er hat den Clubs, die in der kommenden Saison gern in der Regionalliga spielen wollen, nämlich trotz der Corona-Pandemie und wirtschaftlicher Unsicherheit keine Fristverlängerung für die durchaus aufwändigen Lizenzanträge gewährt. Wer viertklassig spielen will, muss bis zum 31. März den Nachweis seiner Tauglichkeit erbringen – auch wenn niemand weiß, ob die laufende Saison zu Ende gespielt wird.
Der SV Atlas hat sich gar nicht bis zum Schluss Zeit gelassen: Der aktuelle Tabellenzweite der Oberliga hat seine Regionalliga-Lizenz beantragt und damit für den Fall vorgesorgt, dass der Aufstieg tatsächlich gelingt. „Wir hatten ja wie alle Vereine ein wenig Zeitdruck. Ich bin ganz froh, dass das nun erledigt ist“, sagt Vorsitzender Manfred Engelbart.
Atlas hat beim Niedersächsischen Fußball-Verband ebenfalls die Unterlagen für die Zulassung zu Oberliga 2020/21 eingereicht. Beide Ligen ruhen momentan wegen der Corona-Krise. Sollte die Saison fortgesetzt werden und Atlas Oberliga-Rang zwei verteidigen, stünde eine Relegation voraussichtlich gegen den Drittletzten der Regionalliga an, der momentan Altona 93 heißt. Es werden allerdings schon Szenarien für einen Saisonabbruch diskutiert, selbst ein direkter Aufstieg ohne weitere Spiele ist nicht ausgeschlossen. In jedem Fall stellt Engelbart klar, dass man sich einem Aufstieg stellen würde: „Wenn wir es schaffen, versuchen wir es. Wir hätten doch alle wahnsinnig Lust darauf.“
Die wirtschaftliche Herausforderung wäre mindestens ebenso groß wie die sportliche. Sollte die Saison abgebrochen werden, fehlen Atlas die eingeplanten Eintrittsgelder aus sechs ausstehenden Heimspielen. Bei mindestens 6000 Euro pro Partie wären das 36000 Euro. „Die Eintrittsgelder sind existenziell für jeden Verein“, sagt Engelbart. In Delmenhorst kamen zu den bisherigen elf Heimspielen im Schnitt mehr als 1000 Zuschauer – und mehr als in jedes andere Stadion der Liga. Atlas hat allerdings durch das DFB-Pokalspiel gegen Werder Bremen am Anfang der Saison einen unerwartet hohen und deutlichen sechsstelligen Betrag eingenommen – das „Jahrhundertspiel“ ist gerade wohl wertvoller denn je.
Titelbild: Rolf Tobis