Umgang mit Geld aus DFB-Pokal zahlt sich aus

Umgang mit Geld aus DFB-Pokal zahlt sich aus

28.04.2020

Warum der SV Atlas Delmenhorst fehlende Einnahmen noch einigermaßen verkraftet

von Daniel Niebuhr

Bei einem Abbruch der Fußball-Saison 2019/20 würde der SV Atlas Delmenhorst so viele Zuschauereinnahmen verlieren wie kaum ein anderer Oberligist. Nun zahlt sich allerdings der umsichtige Umgang mit dem Geld aus dem DFB-Pokal aus.

Es war schon ein fast aufreizender Streich, den das Wetter den Delmenhorster Fußballfreunden am vergangenen Wochenende spielte. Die ganze Stadt badete in der milden Luft und der Frühlingssonne, natürlich auch das Stadion an der Düsternortstraße, in dem eigentlich das Publikumsereignis des Wochenendes stattgefunden hätte. Der SV Atlas sollte am Samstagnachmittag gegen den MTV Gifhorn um wichtige Punkte im Aufstiegsrennen der Fußball-Oberliga spielen – man darf vermuten, dass eine vierstellige Zahl an Augenzeugen dabei zugesehen hätte. Bekanntlich wird dort wegen der Corona-Krise aber ebenso wenig Fußball gespielt wie in allen anderen Stadien Mitteleuropas – die Tore lagen traurig auf der Tartanbahn herum, ein Schild am Eingang dankte für das Verständnis.

Foto: Daniel Niebuhr


Für Atlas und die Anhänger ist der Schmerz allerdings inzwischen nicht mehr neu. Es ist das dritte Heimspiel, das seit Ausbruch der Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Vielleicht kann man es bald schon abgesagt nennen, denn seit Freitagabend ist ein Abbruch der Saison in Niedersachsen deutlich wahrscheinlicher geworden. 68 Prozent der befragten Vereine – darunter auch Atlas – sind jedenfalls dafür, der Niedersächsische Fußball-Verband berät nun die nächsten Schritte. Die Delmenhorster sitzen dabei zwischen den Stühlen: Sie hätten bei einem vorzeitigen Ende als Zweiter einerseits durchaus Chancen auf einen Aufstieg per Wertung, andererseits wollen sie ihn, wie mehrfach betont, lieber sportlich schaffen – und würden bei einem Abbruch außerdem so hohe Ticketeinnahmen verlieren wie kaum ein anderer Oberligist.

Tabellenführer VfV Hildesheim bittet Fans um Hilfe

Delmenhorst ist Spitzenreiter der Zuschauertabelle, knapp über 1000 Fans sind im Schnitt dabei, da kann nur noch der VfV Hildesheim mithalten. Die Hildesheimer hätten noch sieben Heimspiele, Atlas noch sechs. Die bittere Rechnung sieht so aus: Mit 6000 bis 8000 Euro an Einnahmen kann Atlas pro Heimspiel grob gerechnet planen; fallen alle Partien aus, entgehen dem Club also mindestens 36.000 Euro – eher mehr, wenn man bedenkt, dass es wohl bis zum Schluss um den Aufstieg gegangen wäre. Die Sponsoring- und Cateringbeträge sind da noch nicht mit eingerechnet.

 

Tabellenführer Hildesheim hat bereits seine Anhänger um Hilfe gebeten. „Die Auswirkungen für unseren VfV 06 Hildesheim sind gravierend“, heißt es auf der Internetseite. „Der Verein ist seit Wochen bemüht, die Verluste aufzufangen – doch ohne die Unterstützung der Fans wird es nicht reichen.“ Angeboten werden deshalb unter anderem T-Shirts und virtuelle Dauerkarten, um weiter „Amateur-Spitzenfußball anzubieten“. Der NFV hat zumindest schon „Liquiditätshilfen“ für existenziell bedrohte Clubs in Aussicht gestellt.

Kaum teure Transfers

Obwohl auch Atlas womöglich eine Menge Geld verliert, ist die Lage noch nicht dramatisch, wofür der Verein selbst gesorgt hat – mit Glück und viel Geschick. Die Delmenhorster profitieren vom DFB-Pokalspiel gegen Werder Bremen aus dem August 2019, das vor 42100 Zuschauern stattfand und vor Steuern 200.000 Euro eingebracht hat. Die Teilnahme an dem Wettbewerb hatte sich der Club durch den denkwürdigen Niedersachsenpokalsieg der Amateure verdient, die Losfee hat dann tatkräftig mitgeholfen. „Ohne den Pokal“, sagt Leistungsfußball-Leiter Bastian Fuhrken, „hätten wir ein deutlich größeres Problem.“

Allerdings wird der Verein auch für den Umgang mit dem Geld belohnt, der bemerkenswert umsichtig war. Nach der Auslosung ist Atlas auf dem Transfermarkt vergleichsweise bescheiden geblieben: Jan-Niklas Wiese, der aus der Landesliga kam, und Florian Stütz waren die einzigen Spieler, die danach im Sommer noch verpflichtet wurden. „Wir haben gesagt, dass wir das Geld als Puffer verwenden und auch für strukturelle Dinge zurückhalten“, erklärt Fuhrken. „Wir haben in Delmenhorst nicht den einen Großsponsor, der eine Notlage mal eben ausgleicht. Wir müssen schon schauen, dass wir mit unseren Mitteln gut wirtschaften.“ Im Winter war dann das Geld da, um mit Aleksandar Jankovic und Flodyn Baloki zwei hochkarätige Verstärkungen zu holen. „Dass wir im Winter noch nachbessern können, hatten wir im Hinterkopf“, sagt Fuhrken.

Warum die drei Heimspiele 2020 so wichtig waren

Die beiden Neuzugänge trugen ihren Teil dazu bei, dass die Mannschaft von Trainer Key Riebau mit zehn Punkten aus vier Partien 2020 Relegationsrang zwei hielt. Die drei Heimpartien waren dabei auch finanziell Gold wert. Beim 2:1 gegen Arminia Hannover kamen am Tag des großen Orkans zwar nur 750 Fans, damit war es aber immerhin das bestbesuchte Februar-Spiel seit der Wiedergründung des Clubs 2012. 

Foto: Rolf Tobis


Das 1:0 gegen den TB Uphusen sahen trotz kurzfristiger Ansetzung 850 Zuschauer, das 3:0 gegen Kickers Emden gar 1800 – die Emder hätten übrigens noch zehn Heimspiele und sind ebenfalls schwer getroffen. 

Foto: Rolf Tobis


Dass bei einem Abbruch keine weiteren Partien der Saison 2019/20 dazukämen, sei ein enormer Schaden, sagt Fuhrken: „Aber dann wissen wir immerhin, wie hoch er ausfällt, und können damit kalkulieren.“ Auch deshalb hält Fuhrken ein Ende der Spielzeit für sinnvoll – die Tore im Stadion werden ziemlich sicher ohnehin noch etwas länger nutzlos herumliegen.

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