Urbainski schießt den SVA ins Finale

Urbainski schießt den SVA ins Finale

Oberliga 22.04.2019

3 Elfmeter gehalten, den letzten selbst verwandelt

 

Bericht: Lennart Bonk und Daniel Niebuhr

Bilder: Volkhard Patten, Rolf Tobis und Andreas Otten

 

Vor einer Rekordkulisse haben die Fußballer des SV Atlas Delmenhorst den Einzug in das Finale des Krombacher Niedersachsen-Pokals geschafft. Aus dem dramatischen Ende ist Atlas-Schlussmann Florian Urbainski als Halbfinal-Held hervorgegangen.

Um 17:05 Uhr dürfte den Delmenhorster Fußballfans am Ostermontag ein kolossaler Stein vom zuvor arg strapazierten Herzen gefallen sein. Zu jener Stunde hat Florian Urbainski, Torwart des SV Atlas Delmenhorst, den entscheidenden Treffer im Elfmeterschießen gegen den 1. FC Wunstorf verwandelt und feierte Sekunden später mit seinen Mitspielern und den Anhängern im Düsternorter Stadion den Einzug in das Finale des Krombacher Niedersachsen-Pokals. Rechts unten schlug Urbainskis Schuss zum 6:5-Endstand nach Elfmeterschießen ein und sorgte nach torlosen regulären 90 Spielminuten für einen umjubelten Halbfinal-Sieg für die Delmenhorster.

Dem dramatischen Ende ist ein sehr zähes Spiel vorausgegangen. Anstelle eines fußballerischen Leckerbissens servierte Atlas in einem der wichtigsten Spiele seit der Wiedergründung Magerkost vor der rekordverdächtigen 2200-Zuschauer-Kulisse. Die vielen langen Bälle sorgten selten für Gefahr vor den Toren. Das Umschaltspiel wirkte zu behäbig und verpuffte oftmals schon mehrere Meter vor dem gegnerischen Strafraum.

Zähes Spiel, gute Stimmung

Wunstorf hingegen spielte in den ersten 45 Minuten mit mehr Drang nach vorne, erarbeitete sich jedoch kaum gefährliche Chancen. Den gefährlichsten Schuss auf Urbainskis Tor gab Pascal Gos in der 11. Minute ab, als er den Ball aus acht Metern per Außenrist über das Gehäuse setzte. Auf der anderen Seite sorgte Atlas-Akteur Tom Schmidt mit einem Kopfball über das Tor (15. Minute) für die gefährlichste Szene vor dem Kasten von Wunstorf-Schlussmann Marc Engelmann. Nennenswerte Torabschlüsse blieben anschließend Mangelware, ebenso wie spielerische Lösungen. 

Die Atlas-Anhänger ließen sich von dem eher müden Kick nicht anstecken und feuerten ihre Mannschaft während des gesamten Spiels lautstark an. Beim Einlaufen der Mannschaften sorgten sie mit einer Choreografie und dem Spruchband "Das ist hier kein Spaß, sondern Düsternort" für richtige Pokal-Atmosphäre. Auf das Spielfeld übertrug sich das allerdings nicht wirklich.

Nach dem Seitenwechsel blieb es weiter bei der mageren Fußball-Kost. Der eingewechselte Marvin Osei, der ab der 76. Minute den unauffälligen Spielmacher Musa Karli ersetzte, brachte etwas leben ins Spiel der Delmenhorster. Etwa als er in der 78. Minute den Ball gegen drei Wunstorfer behauptete und mit einem langen Pass Sturmspitze Marco Prießner fand, dessen Schuss jedoch geblockt wurde.

Urbainski schickt Delmenhorst in Freudentaumel

Richtig spannend wurde es nach den 90 Minuten. Nach dem Abpfiff der regulären Spielzeit ging es mit dem Elfmeterschießen weiter. Im Showdown traf erst Deniz Aycicek für Wunstorf, danach hielt Gäste-Keeper Engelmann gegen Marvin Osei. Der Vorteil hielt aber nicht lange. Lasse Neubart für Wunstorf und Thomas Mutlu für Atlas verwandelten, ehe Urbainski gegen Kriseld Doko parierte. Karlis Plendiskis glich für Atlas nach drei Schützen wieder aus. Die vierten, Jordan Petrov und Tom Schmidt, behielten die Nerven, doch als Urbainski dann gegen den eingewechselten Abit Jusufi hielt, stand Delmenhorst vor dem Sieg. Keisuke Morikami schoss den Ball jedoch über das Tor. Wunstorf legte daraufhin durch Daniel McGuinness und Yanik Strunkey zweimal vor, Dennis Mooy und Marlo Siech zogen jeweils eiskalt gleich. Schließlich lenkte Urbainski den Schuss von Julian Geppert an den Pfosten – und schickte das Stadion danach in einen Freudentaumel. „Es ist mir scheißegal, wie wir gewonnen haben – Hauptsache, wir haben es geschafft“, sagte Trainer Olaf Blancke nach dem Spiel.

Er und seine Spieler müssen nun in den verbleibenden fünf Punktspielen den Klassenerhalt sichern – „mit neuem Schub“, wie er hofft – und spielen dann am 25. Mai in Hannover um den Sieg dieses im Sommer neu geschaffenen Pokalwettbewerbs. Der Gegner heißt dann TuS Bersenbrück, der im Parallelspiel 3:0 beim Tabellenzweiten FC Eintracht Northeim gewann.

"Mach ihn weg, Benno"

Die Stimmen und die Emotionen des Pokal-Dramas im Delmenhorster Stadion.

Man weiß, dass in der Fußball-Stadt Delmenhorst etwas Legendäres passiert sein muss, wenn der weißhaarige Mann im babyblauen Sakko plötzlich im Fan-Block auftaucht. Als Spieler und Anhänger des SV Atlas auf der Tribüne gemeinsam völlig entfesselt eine der größten Stunden der Vereinsgeschichte besangen, war Manfred Engelbart mittendrin. Der Vereinsboss hüpfte und grölte und feierte mit der blau-gelben Menge und erschien danach wie durch ein Wunder ohne einen Tropfen Schweiß auf der Stirn bei der Pressekonferenz – Sakko und Sonnenbrille saßen tadellos, als er das nächste Märchen Revue passieren ließ, das sein Club an diesem Oster-Nachmittag geschrieben hatte. 

Durch ein dramatisches 6:5 (0:0) nach Elfmeterschießen hatte Atlas den widerspenstigen 1. FC Wunstorf im Halbfinale des Krombacher Niedersachsenpokals der Amateure irgendwie in die Knie gezwungen und das Finale erreicht, das den Verein auf eine neue Stufe hebt. Am 25. Mai spielen die Delmenhorster nun im Hannoveraner Eilenriedestadion gegen den TuS Bersenbrück vor einem Millionenpublikum, denn das Spiel ist Teil des „Finaltags der Amateure“, an dem die ARD die 21 Endspiele der Landespokale in Konferenzform live überträgt. Der Sieger qualifiziert sich für den DFB-Pokal und streicht 121 000 Euro ein. „So etwas erleben nicht viele Vereine. Das wird ein Highlight“, sagte Coach Olaf Blancke, der bekannte „fix und fertig“ zu sein: „Dieses Spiel war nervlich an der Grenze des Ertragbaren.“ Fand auch Leistungsfußball-Chef Bastian Fuhrken, der am Spielfeldrand zwischenzeitlich kaum noch hinsehen konnte.


Dass er endlich seinen ersten Heimsieg als Atlas-Coach feierte, war eine der Randnotizen eines Nachmittags, der unzählige Geschichten für die Vereinschronik produzierte – die größte trägt den Namen Florian Urbainski. Der Delmenhorster Torwart parierte im Elfmeterschießen drei Strafstöße und schoss den insgesamt 16. und entscheidenden selbst. Der Ball schlug unten rechts ein und Urbainski stürmte mit ausgebreiteten Armen auf die Tribüne zu, verfolgt von sämtlichen Teamkollegen, Betreuern und allen, die sonst noch in der Nähe der Atlas-Bank standen. Blancke bekannte, dass der Keeper als Schütze nicht vorgesehen war. „Aber nachdem er den dritten gehalten hatte, habe ich ihm gesagt: ,Mach ihn weg, damit Ruhe ist.‘ Ich danke ihm, dass er es genauso gemacht hat.“ 


Urbainski war am Ende eines Umarm- und Abklatsch-Marathons schon wieder so cool wie im Elfmeterschießen. 


„Ich dachte, ich habe nichts zu verlieren. Wenn ich treffe, sind wir im Finale. Wenn nicht, halte ich den nächsten halt auch noch“, sagte er augenzwinkernd. Als er bei der Pressekonferenz von Clubchef Engelbart gefragt wurde, was er beim letzten Elfmeter dachte, antwortete er trocken: „Manni, du weißt doch, ich denke nie viel.“  Fuhrken spendierte seinem Torwart dagegen eine Belohnung: „Wir arbeiten ja im gleichen Betrieb. Ich glaube aber nicht, dass wir am Dienstag zur Arbeit erscheinen.“ 

Weder Fuhrken noch Engelbart konnten die Frage beantworten, ob es auch die Besucherzahl in die Club-Annalen schaffen wird. Eine offizielle Bestätigung gab es am Montag nicht, es waren aber wohl mindestens 2200 Zuschauer gekommen, was auch der Niedersächsische Verband so verbreitete – damit lag man genau im Bereich des Pflichtspielrekords von vor zwei Jahren gegen Kickers Emden. So oder so war die Atmosphäre „unglaublich“, wie Urbainski fand: „Man hat mit diesem Verein schon einiges mitgemacht. Aber es wird immer noch einer drauf gesetzt.“ Wunstorfs Pressesprecher Andreas Schmitz schwärmte: „Die Stimmung war phänomenal.“

Die Fans wurden mit dem packenden Ende für ein Spiel entschädigt, das mal wieder den Charme des Pokals zeigte – denn ohne Elfmeterschießen und die Aussicht auf das Finale wäre es ein Langweiler gewesen, an den sich wohl niemand lange erinnert hätte. Wunstorf riss offensiv wahrlich keine Bäume aus, war aber die aktivere Mannschaft mit den deutlich besseren Torchancen. Die beste hatte der wuchtige Pascal Gos schon in der elften Minute, als er acht Meter vor dem Tor den Ball bekam, allerdings mit dem Außenspann weit über das Tor schoss. „Ich fand uns einen Tick besser“, sagte Schmitz richtigerweise. Atlas-Stürmer Marco Prießner verwies auf die frühlingshaften 24 Grad: „Das Spiel war auf beiden Seiten nicht überragend. Es war anstrengend bei der Hitze.“ In der zweiten Hälfte war der Ball gefühlt länger im Seiten- und Tor-Aus als auf dem Spielfeld, dennoch stieg die Spannung durch das drohende Elfmeterschießen. 

Im Showdown traf erst Deniz Aycicek für Wunstorf, danach hielt Gäste-Keeper Marc Engelmann gegen Marvin Osei. Der Vorteil hielt aber nicht lange. Lasse Neubert für Wunstorf und Thomas Mutlu für Atlas verwandelten, ehe Urbainski gegen Kriseld Doko parierte. Karlis Plendiskis glich für Atlas nach drei Schützen wieder aus. Die vierten, Jordan Petrov und Tom Schmidt, behielten die Nerven, doch als Urbainski dann gegen den eingewechselten Abit Jusufi hielt, stand Delmenhorst vor dem Sieg. Keisuke Morikami schoss den Ball jedoch über die Latte. „Das tut schon weh. Aber wir haben zum Glück trotzdem gewonnen“, sagte Morikami hinterher. 

Wunstorf legte daraufhin durch Daniel McGuinness und Yanik Strunkey zweimal vor, Dennis Mooy und Marlo Siech zogen jeweils eiskalt gleich. Schließlich lenkte Urbainski den Schuss von Julian Geppert an den Pfosten – und schickte das Stadion danach in einen Freudentaumel. „Es ist mir scheißegal, wie wir gewonnen haben – Hauptsache, wir haben es geschafft“, schnaufte Trainer Blancke.

KROMBACHER NIEDERSACHSENPOKAL DER AMATEURE – HALBFINALE

Statistik
SV Atlas Delmenhorst - 1. FC Wunstorf n.E. 6:5
Atlas: Urbainski - Morikami, Plendiskis, Lingerski (35. Siech), Mooy - Mutlu - Schmidt, Köster (61. Rauh), Karli (75. Osei), Degen - Prießner.
Wunstorf: Engelmann - Neubert, Strunkey, McGuinness, Menneking - Soumah, Gos (86. Jusufi), Ullmann (80. Geppert) - Aycicek, Petrov, Doko.
Elfmeterschießen: Aycicek trifft, Engelmann hält gegen Osei, Neubert trifft, Mutlu trifft, Urbainski hält gegen Doko, Petrov trifft, Schmidt trifft, Urbainski hält gegen Jusufi, Morikami verschießt, McGuinness trifft, Mooy trifft, Strunkey trifft, Siech trifft, Urbainski hält gegen Geppert, Urbainski trifft.
Zuschauer: 2200.

Er und seine Spieler müssen nun in den verbleibenden fünf Punktspielen den Klassenerhalt sichern – „mit neuem Schub“, wie er hofft – und spielen dann am 25. Mai um den Sieg dieses im Sommer neu geschaffenen Pokalwettbewerbs. Obwohl bis zum Finale nicht einmal fünf Wochen bleiben, ist noch nicht alles darüber bekannt. Dass der Gegner nach einem überraschend klaren 3:0 bei Eintracht Northeim TuS Bersenbrück heißen wird, steht fest, die Anstoßzeit aber zum Beispiel noch nicht. Es wird 14.15 Uhr oder 16.15 Uhr sein. Fuhrken reist am Donnerstag nach Hannover und schaut sich zusammen mit einer Bersenbrücker Delegation den Austragungsort an, der offiziell „96 – das Stadion“ heißt. 2500 Zuschauer passen in das Schmuckkästchen, vergleichsweise wenig Plätze, wenn man die Reiselust des Delmenhorster Anhangs kennt. Wie die Tickets aufgeteilt werden, ist laut Fuhrken auch noch nicht klar. Eines aber schon – zumindest für Trainer Blancke: „Die geilsten Fans der Oberliga werden wieder mit uns pilgern.“

Bildergalerie von NWZ-online

64 sensationelle Bilder vom Pokalspiel gegen Wunstorf findet ihr auch hier bei NWZ-online auf der Fotostrecke.

Fan-Bildergalerie

Unser SVA-Fotograf André Klattenhoff ist für uns bei jedem Heim- und Auswärtsspiel dabei und knipst alles kurz und klein, was sich auf dem Rasen irgendwie bewegt, manchmal auch neben dem Platz. Aber er kann nicht immer überall sein, so dass wir jetzt gerne auch die Hilfe unserer Fans in Anspruch nehmen möchten. Sicherlich macht ihr vor, während und nach dem Spiel das ein oder andere Foto, das man auch hier auf der SVA-Webseite zusammen mit weiteren schönen oder spektakulären Bildern präsentieren könnte. Schickt die Bilder dazu einfach per E-Mail an webmastersvatlas.de oder per Whatsapp an 0160 95233302. Mit der Einsendung stimmt ihr einer Veröffentlichung hier auf der Webseite automatisch zu. Wer namentlich genannt werden möchte schreibt diesen auch gerne dazu.
 
Bilder vom Pokalspiel gegen den 1.FC Wunstorf sind dann hier im Spielbericht unter Die Bilder zum Spiel zu finden. 

SV Atlas

6 : 5

1. FC Wunstorf

Montag, 22. April 2019 · 15:00 Uhr

Niedersachsen-Pokal Halbfinale

Schiedsrichter: Daniel Fleddermann Assistenten: Alexander Herbers, Muhammed Yasin Zuschauer: 2400

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