Bericht: Lars Pingel
Titelbild: Rolf Tobis
Das Unternehmen Titelverteidigung ist beendet. Die Fußballer des SV Atlas Delmenhorst sind am Samstag im Achtelfinale des Landespokals 2019/20 der Amateure gescheitert. Sie verloren vor knapp 1000 Zuschauern im Stadion an der Düsternortstraße gegen ihren Oberliga-Rivalen SC Spelle-Venhaus mit 10:11 (1:1, 1:1) nach Elfmeterschießen. Nach einer auf gutem Niveau stehenden Partie, lieferten sich die Mannschaften ein fast unglaubliches, dramatisches Duell "vom Punkt" mit einem Ende, das für die Delmenhorster wohl kaum bitterer sein konnte. Ihr Torwart Florian Urbainski trat als 20. Schütze an – und scheitete an seinem SC-Positionskollegen Bernd Düker. Da Yannic Suchanke zuvor für den SC getroffen hatte, feierten die Gäste den Einzug ins Viertelfinale.
Genau drei Monate und fünf Tage war es am Samstag her, dass Urbainski dem SV Atlas mit drei gehaltenen und einem verwandelten Schuss den Weg ins Finale 2018/19 geebnet hatte. Auf das 6:5 nach Elfmeterschießen über den 1. FC Wunstorf folgte am 26. Mai der 3:2-Triumph über den TuS Bersenbrück im Eilenriedestadion in Hannover.
Den ersten Schritt in Richtung Landeshauptstadt machte am Samstag also das Team aus dem Landkreis Emsland. Es war, wie die Delmenhorster, durch ein Freilos in die Runde der letzten 16 Teams im Strang der Oberligisten und Bezirkspokalsieger im Wettbewerb des Niedersächsischen Fußball-Verbands eingezogen. Spelle-Venhaus ging bereits nach nicht einmal 180 Sekunden, nach seiner ersten Offensivaktion, durch Artem Popov in Führung. Tom Schmidt gelang nur wenig später per Kopf das 1:1 (8. Minute). Florian Stütz war mit einem klasse Freistoß von der rechten Seite Wegbereiter für den Ausgleich. Anschließend verlief die Partie ausgeglichen, beide Mannschaften versuchten, nach vorn zu spielen. Die besseren Chancen hatte aber Atlas. Musa Karli traf aus zwölf Metern an die Latte (38.).
Nach der Pause bestimmten die Delmenhorster eindeutig das Geschehen. Die läuferisch, spielerisch und kämpferisch starke Leistung brachte allerdings keinen Ertrag. Vor dem SC-Tor war mehrfach die Genauigkeit im Abspiel oder beim Flanken zu gering. Das eine oder andere Mal fehlte einfach etwas Glück. Daher hatte der SVA nur wenig klare Möglichkeiten. Stürmer Marek Janssen scheiterte aus kurzer Distanz an Düker (53.), später strich ein 17-Meter-Schuss von Janssen knapp am langen Pfosten vorbei (82.).
Zu Beginn der Nachspielzeit hatte der SC-Torwart wenig Mühe, einen 25-Meter-Freistoß von Stütz zu parieren (90.+1). "Es ist bitter, dass sich die Mannschaft für so einen Auftritt nicht belohnt hat", meinte Atlas-Trainer Key Riebau nach seinem Pflichtspiel-Debüt:
"In der ersten Halbzeit gab es noch zu viele Situationen, in denen wir zu sehr mit offenem Visier gespielt haben. Die zweite Halbzeit haben wir komplett beherrscht."
SC-Trainer Hanjo Vocks strahlte, gab dabei aber zu, dass er mit der Leistung seiner Mannschaft "nicht ganz zufrieden" war. "Wir haben nicht unseren besten Fußball gespielt", fand er: "Wir sind aber auch auf eine gute Delmenhorster Mannschaft getroffen, die uns gerade in der zweiten Halbzeit das Leben schwer gemacht hat." Immerhin, erklärte er, habe sein Team nach dem Seitenwechsel trotz des Atlas-Drucks ihre defensive Ordnung nur selten verloren. "Da haben wir Qualität", lobte Vocks. Seine Spieler verrichteten die Abwehrarbeit zudem mit großem Einsatz. Vor der Pause hätten seine Spieler einige Möglichkeiten gehabt.
Nach einer vierminütigen Nachspielzeit pfiff Schiedsrichter Marco Scharf (TSV Altenwalde) ab, nach kurzer Pause begann das denkwürdige Elfmeterschießen, dass auch ohne eine Außentemperatur nahe der 30-Grad-Marke schweißtreibend gewesen wäre. 19 Spieler traten an, 19 Mal waren die Torhüter machtlos. Der 19. Treffer von Suchanke wurde schließlich der entscheidende. Vor ihm hatten Philipp Elfert, Popov, Niklas Hoff, Torben Stegemann, Simon Schäfer, Steffen Wranik, Marcel Ruschmeier, Adrian Lenz und Tobias Tegeder getroffen. Nick Köster, Leon Lingerski, Marek Janssen, Emiljano Mjeshtri, Stütz, Steven Müller-Rautenberg, Julian Harings, Schmidt und Oliver Rauh erzielten die Atlas-Treffer.
"Ein Elfmeterschießen ist immer 50:50", sagte Riebau. Danach gebe es natürlich überhaupt keinen Grund, irgendjemandem Vorwürfe zu machen. Und dann schaute der Atlas-Trainer nach vorn. "Wir müssen das jetzt schnell aus den Köpfen bekommen", erklärte er, denn schon am kommenden Samstag, 10. August, muss die nächste ganz schwere Aufgabe gelöst werden. Ab 18 Uhr trifft Atlas im ersten Punktspiel der Saison 2019/20 im Stadion auf den Regionalliga-Absteiger VfL Oldenburg. Der gilt als einer der ganz großen Anwärter auf die Oberliga-Meisterschaft. "Ich glaube, dass es die Mentalität der Mannschaft ist, dass sie das Pokalspiel schnell abhakt, sodass wir konzentriert und gut vorbereitet in die Partie reingehen können."
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