von Daniel Niebuhr
Man sah es Florian Urbainski nicht direkt an, doch der Torwart des SV Atlas hatte am Sonntag einiges über sich ergehen lassen müssen. Er bewahrte zwar Haltung, hatte aber Mühe, das aufzuzählen, was ihm nach dem 1:0 (1:0) gegen den TB Uphusen an seinem ramponierten Körper so alles wehtat. „Brust, Rücken, Beine, eigentlich alles“, sagte Urbainski und verzichtete aus gesundheitlichen Gründen vorsichtshalber auf die Ehrenrunde bei den Fans: „Mein Schädel brummt schon genug.“ Und die Schulterklopfer die ihn erwartet hätten, wären wohl ebenfalls schmerzhaft geworden.
Wie schon so oft in seinen fast fünf ereignisreichen Jahren in Delmenhorst stand der Schlussmann sinnbildlich für den Verlauf des kühlen Nachmittags, an dessen Ende Atlas Relegationsplatz zwei in der Fußball-Oberliga zurückerobert hatte. Urbainski hatte gegen den Nachbarn nicht einmal übermenschliche Paraden gezeigt, aber dennoch bei zahlreichen harten Fouls bei Flanken und abgeprallten Bällen diverse Wirkungstreffer eingesteckt. Weil er durchhielt und zum sechsten Mal in dieser Saison zu Null spielte – nur Hildesheims Nils Zubeel schaffte das öfter –, holte letztlich auch Atlas drei Punkte, die im Aufstiegsrennen Gold wert sind. „Es war nicht unser bestes Spiel, aber es hat gereicht“, befand Urbainski.
Helden des Tages: Keeper Florian Urbainski (links) hielt angeschlagen die Null, Marek Janssen ließ sich von Marvin Osei zum Siegtor beglückwünschen. Foto: Rolf Tobis
In der Tat war es eher ein zäh erkämpfter Punktsieg, bei dem sich Atlas zum Schlussgong zittern musste. Die Delmenhorster hatten gegen einen spielerisch limitierten Gegner nicht einmal eine Handvoll klare Chancen herausgespielt, Uphusens Trainer Achim Hollerieth erklärte hinterher, dass er „von einem Spitzenteam schon etwas mehr erwartet“ hätte. Das ging Atlas-Coach Key Riebau genauso. „Es war ein schwaches Spiel. Bei manchen scheint sich eine Zufriedenheit eingestellt zu haben, die gefährlich werden kann“, sagte er und warnte: „Wir sollten bald den Schalter umlegen. Sonst wird es in dieser Saison noch einige Spiele geben, in denen wir uns die Augen reiben und fragen, warum wir nicht gewonnen haben.“
Eine der wenigen Chancen: Joker Marco Prießner scheitert an Uphusens Torhüter Christian Ahlers-Ceglarek. Foto: Rolf Tobis
Das Derby gegen Uphusen gehörte nicht dazu, weil Atlas zumindest defensiv solide Arbeit leistete. In der ersten Halbzeit kam Uphusen nicht gefährlich in den Strafraum, Atlas genau einmal – beim letztlich goldenen Tor von Marek Janssen in der 33. Minute. Der kräftige Stürmer ließ nacheinander die Uphuser Miguel Mendoza und Robert Littmann von sich abprallen und überwand auch Torwart Christian Ahlers-Ceglarek. „Zwei individuelle Fehler direkt hintereinander. Das hätten wir mehrfach klären können“, sagte Hollerieth.
In der besten Phase direkt nach der Pause hätte Atlas schon alles klar machen können, doch viele Pässe im Strafraum waren zu ungenau. Janssen scheiterte in der 53. Minute freistehend am starken Ahlers-Ceglarek. So blieb Uphusen in Schlagdistanz und spielte ab der 66. Minute in Überzahl. Julian Harings ging zu ungestüm in einen Zweikampf und sah Gelb-Rot. In der ersten Halbzeit hätte schon Marlo Siech nach einer wilden Grätsche Rot kassieren können, beide sind gegen Kickers Emden am kommenden Sonntag gesperrt. „Julian weiß, dass er da nicht so hingehen darf, wenn er schon Gelb hat“, sagte Riebau. „Fast eine halbe Stunde in Unterzahl ist kein Geschenk.“
Danach war Uphusen am Drücker; Chancen entstanden zwar eher zufällig, ließen den Delmenhorster Fans dann aber den Atem stocken. Urbainski ließ eine Flanke vor die Füße von Burak Yigit fallen, der den Ball über das leere Tor schoss. Der Atlas-Keeper hielt dann aber einen Schuss von Littmann in der 89. Minute sehenswert. Dass es überhaupt knapp wurde, verdarb Riebau ein wenig die Freude über drei wichtige Punkte. „Gegen so einen Gegner muss man früher klare Verhältnisse schaffen“, sagte der Atlas-Trainer, der froh ist, wenn einige der namhaften Verletzten zurückkommen: „Dann haben wir Konkurrenzkampf. Dann kann man einen Spieler auch mal mit der Bank sanktionieren.“
Auch so reichte es zur Rückkehr auf Rang zwei, weil der SC Spelle-Venhaus Tabellenführer Eintracht Hildesheim mit 1:4 unterlag. Uphusens Coach Hollerieth wünschte Atlas jedenfalls alles Gute: „Das macht einfach Spaß hier vor dieser Kulisse. Sollen sie aufsteigen, das ist doch toll für die Stadt.“ Am Sonntag waren trotz der kurzfristigen Ansetzung – Atlas sollte eigentlich in Wolfenbüttel spielen, Uphusen gegen den VfL Oldenburg – 850 Zuschauer gekommen, Ex-Profi Hollerieth prophezeite augenzwinkernd: „In der Regionalliga wären im Schnitt 2000 hier. Und in der 3. Liga 8000.“
Startelf: Urbainski, Plendiskis, Köster, Karli, Janssen, Stütz, Harings, Rauh, Osei, Siech, Jankovic.
Ersatzbank: Göretzlehner, Baloki, Priessner, Plichta, Mjeshtri, Isik, Müller
Titelbild: Rolf Tobis
Bildergalerie: André Klattenhoff
SV Atlas
TB Uphusen
Oberliga Niedersachsen · 23. Spieltag