Es ist nicht bekannt, ob die Fußballer des SV Atlas vom Platzwart am Donnerstag Anweisungen mit auf den Weg bekommen, die den Schutz des Rasens betreffen. Man könnte zum Beispiel nur kurze Stollen zulassen oder das Grätschen verbieten, um das Grün nicht allzu arg zu strapazieren vor dem großen Galanachmittag am Ostermontag. Dann spielt Atlas vor höchstwahrscheinlich deutlich vierstelliger Kulisse um den Einzug ins Niedersachsenpokal-Finale, alte Vereinslegenden werden ebenso da sein wie hochrangige Funktionäre.
Seltenes Abendspiel im Stadion
Mitten in die Vorbereitung der größten Delmenhorster Fußball-Party des Jahres fällt allerdings das undankbarste Spiel des Jahres. Am Donnerstagabend trifft Atlas im Oberliga-Nachholspiel ab 18.30 Uhr auf den VfL Oythe und muss auf dem flutlichtlosen Hauptplatz nicht nur den Sonnenuntergang fürchten, der für 20.30 Uhr angesagt ist. Das Duell mit dem Abstiegskandidaten ist vor allem eine Konzentrationsfrage vor dem heiß erwarteten Pokalspiel vier Tage später. „Es geht nicht nur um wichtige Punkte, die Spieler können sich auch für den Pokal empfehlen“, sagt Trainer Olaf Blancke.
Oythe zeigt Emotionen im Abstiegskampf
Oythe ist zudem ein Gegner, der alle Hebel in Bewegung setzt, um die Klasse zu halten – und dem im Abstiegskampf wohl fast die ganze Liga die Daumen drückt. Am 26. Februar verstarb Trainer Paul Jaschke an den Folgen eines Herzinfarkts, was auch der Grund war, weshalb die Partie in Delmenhorst verschoben werden musste. Die ersten vier Spiele danach verlor der VfL. Zuletzt schwor Spieler Stephan Stukenborg den Verein und seine Teamkollegen vor dem Heimspiel gegen den TB Uphusen mit emotionalen Worten in der Stadionzeitung ein. „Denkt nicht an die nächste Saison. In erster Linie spielt ihr für den Erfolg unserer Mannschaft – für den Verein VfL Oythe“, hieß es da. Und: „Wir werden es schaffen. Für uns, für den Verein und für Paul.“ Oythe gewann daraufhin gegen Uphusen durch ein Tor des Wildeshausers Janek Jacobs in der 89. Minute mit 1:0.
Damit ist der Aufsteiger wieder im Rennen um das rettende Ufer, das der MTV Gifhorn hält, der aber schon zwei Spiele mehr ausgetragen hat. Oythe hatte zuletzt an ungewohnter Stelle weitere Motivation bekommen; das Team wurde zur Mannschaft des Jahres im Landkreis Vechta gewählt.
Hadern mit der Offensive
Atlas ist diese Ehre in Delmenhorst auch schon mehrfach zuteil geworden, zumindest über die Liga wird sich der Club dafür aber eher nicht qualifizieren. In Schwung ist die Mannschaft 2019 immer noch nicht gekommen, das 1:1 gegen Braunschweig war einmal mehr eher Vernunftfußball als Feuerwerk. Besonders der Angriff macht jedoch einen harmlosen Eindruck, wie auch der Coach einräumt. In den fünf Spielen in diesem Jahr erzielte Atlas auch durch eine holprige Spieleröffnung erst vier Tore, nur Uphusen und der abgestürzte Regionalliga-Absteiger Borussia Hildesheim trafen seltener. Nicht umsonst ist Innenverteidiger Karlis Plendiskis zusammen mit Leon Lingerski mit fünf Treffern bester Torschütze. „Wir haben uns im Training zuletzt auf Abschlüsse konzentriert“, erzählt Blancke. Bitter ist allerdings die Sperre von Offensivlenker Musa Karli, der die meisten Einsatzminuten aller Feldspieler gesammelt hat.
Zwischen Atlas und der Abstiegszone liegen bei allen Defiziten aber immer noch sechs Punkte und sechs Plätze. Die Delmenhorster waren nie schlechter als Rang acht, was sich bei einer Pleite gegen Oythe über Ostern aber vermutlich ändern wird.