Text: Daniel Niebuhr (Delmenhorster Kreisblatt)
Titelbild: André Klattenhoff
Der Fußball-Trainer Key Riebau gehört in mehrerlei Hinsicht zu den Minderheiten in seiner Sportart – er coacht zum Beispiel als 29-Jähriger einen Oberligisten und saß schon zweimal als Chef im DFB-Pokal auf der Bank, mindestens mit Letzterem steht er in Deutschland ziemlich alleine da. In dieser Woche nun war an ihm wieder etwas anders als an den meisten anderen: Er hatte nämlich keine große Lust über das Spiel seiner Mannschaft vom vergangenen Samstag zu reden. Er will das jetzt eigentlich nicht noch mal groß zum Thema machen, sagt der Coach des SV Atlas über das 1:6 gegen Werder Bremen im DFB-Pokal, das dem Club und der Stadt Delmenhorst bundesweite Anerkennung brachte und mit 41500 Besuchern den Zuschauerrekord für Amateurclubs brach. Die meisten, die dabei waren, haben die Freude am Erfahrungsaustausch bis heute noch nicht verloren.
Riebau spielt natürlich nicht aus Bosheit die Spaßbremse, er muss es tun, weil auf seine Mannschaft in Kürze große Aufgaben warten. Am Freitagabend steht schon das nächste Flutlichtspiel auf dem Plan, ab 19.30 Uhr treten die Delmenhorster beim FC Hagen/Uthlede an und hoffen auf den ersten Pflichtspielsieg, seit Riebau das Ruder übernommen hat. „Das brauchen wir jetzt einfach, um uns für die gute Arbeit zu belohnen“, sagt der Trainer.
Dieses Mal wird zwar der eine oder andere Zuschauer weniger dabei sein als im Weserstadion, hitzig dürfte es dennoch werden auf dem engen Platz an der Blumenstraße, auf dem schon einige Favoriten gestrauchelt sind. „Der Gegner wird tief stehen“, glaubt Riebau, der aber den Anspruch hat „das Spiel zu dominieren. Wenn wir mal den Ball verlieren, dürfen wir sie gar nicht kontern lassen.“
Die Gefahr eines Pokalkaters sieht bei Atlas vor dem richtungsweisenden Spiel niemand. Auch Sportvorstand Bastian Fuhrken hat im Training statt Alltagsmüdigkeit eher wilde Entschlossenheit ausgemacht. „Die Mannschaft hat Bock auf dieses Spiel“, sagt er. Das gemeinsame Pokalerlebnis habe das Team eher zusammengeschweißt: „Wir werden alle immer noch darauf angesprochen. Aber so wie sich die Jungs im Training präsentieren, glaube ich nicht, dass jemand in ein großes Loch fällt.“ Riebau findet ähnliche Worte: „Meine Hoffnung ist logischerweise, dass wir Schwung daraus mitnehmen. Was ich im Training gesehen habe, hat mich sehr begeistert. Aber natürlich kann man so gut trainieren, wie man will – man muss seine Spiele gewinnen.“
Für Hagen ist es das erste Oberliga-Heimspiel nach zwei völlig gegensätzlichen Auftritten in der Fremde. Bei Aufsteiger BW Tündern hatte es am ersten Spieltag ein 0:4 gegeben, auf das das Team mit einem 2:0 beim MTV Gifhorn antwortete. „Sie haben ordentlich was eingesteckt und sich gleich erholt“, sagt Riebau anerkennend. Die Hagener haben im Sommer mit dem 17-fachen Torschützen Justin Dähnenkamp ihren besten Angreifer und mit Nils Göcke ihren Abwehrchef verloren, ihren berüchtigten Teamspirit aber behalten, wie beim 7:6 nach Elfmeterschießen im Niedersachsenpokal-Achtelfinale gegen den TuS Bersenbrück zu sehen war.
Weder Hagen noch Atlas hätten etwas dagegen, wenn sich die Zuschauerzahl am Duell der beiden im Vorjahr orientieren würde. Im August 2018 bestritt Hagen sein erstes Oberliga-Spiel überhaupt gegen Atlas, es endete 2:2 vor 1231 dicht gedrängten Fans. „Es wird wieder voll“, glaubt Bastian Fuhrken. „Vielleicht kommt durch unseren Pokalauftritt der eine oder andere mehr.“
FC Hagen/Uthlede
SV Atlas
Oberliga Niedersachsen · 03. Spieltag