von Daniel Niebuhr
2002 war für den Delmenhorster Fußball in vielerlei Hinsicht eigentlich gar kein übles Jahr. Der TuS Heidkrug stieg in die Landesliga auf, der SV Tur Abdin rettete sich in der Bezirksliga am letzten Spieltag und der TV Jahn schaffte trotz dramatisch verpasster Kreisliga-Meisterschaft den Sprung in die Bezirksklasse – die größte Schlagzeile gehörte aber dummerweise einem anderen Verein. Der Delmenhorster SC verabschiedete sich vor 18 Jahren sang- und klaglos aus der Niedersachsenliga und wenig später auch aus dem Vereinsregister, als der Nachfolgeclub des SV Atlas in die Insolvenz ging.
Auf dem Weg dorthin hatte der DSC allerdings noch ein seltenes Kunststück vollbracht: Das Schlusslicht gewann kurioserweise seine ersten beiden Spiele nach der Winterpause, als einziger Delmenhorster Verein in der höchsten niedersächsischen Spielklasse in den vergangenen drei Jahrzehnten. Am Sonntag könnte der Club auch dieses Alleinstellungsmerkmal nach 18 Jahren verlieren, falls Oberligist SV Atlas ab 15 Uhr dem 2:1 gegen Arminia Hannover bei Lupo Martini Wolfsburg einen weiteren Sieg folgen lässt. Auch wenn Trainer Key Riebau schon scherzhaft fragte, ob man des schlechten Omens wegen nicht vorsichtshalber lieber verlieren solle, würde es niemanden wundern, wenn sich seine Mannschaft auch diese Delmenhorster Marke sichert. Es wäre ja nicht die erste in dieser erstaunlichen Saison.
Atlas hält nach dem guten Auftritt gegen Hannover nach wie vor Relegationsplatz zwei und zeigte gegen die Arminia schon wieder die Stärken, die man schon in der glanzvollen Hinrunde so ausgiebig bewundern durfte. Riebaus Team stand hinten sicher, gewann die entscheidenden Zweikämpfe im Mittelfeld und hatte bei seinen Toren ein ausgezeichnetes Timing. Neuzugang Aleksandar Jankovic traf kurz vor und kurz nach der Pause, er war Torschütze Nummer 17 in dieser Saison, was mit Abstand Ligabestwert ist. 26 Spieler trugen schon zum Gesamtkunstwerk bei, nur Hannover kommt auf mehr. In den beiden Vorsaisons hatte Atlas mit 25 in dieser Statistik im hinteren Drittel gelegen. Mit Flodyn Baloki zeigte auch der zweite Neuzugang in der Zentrale, wie wichtig er werden kann. „Sie sind eindeutig Verstärkungen“, sagt Riebau. „Die brauchen wir gerade auch.“ Schließlich fällt nach wie vor mehr als ein halbes Dutzend Spieler aus, Stürmer Devin Isik und Mittelfeldmotor Florian Stütz könnten in Wolfsburg zurückkehren.
Um die Pole Position im Rennen um die Vizemeisterschaft zu behalten, wird Atlas wohl gewinnen müssen, mit dem SC Spelle-Venhaus und Germania Egestorf-Langreder haben zwei der drei Verfolger Heimspiele, der dritte heißt VfL Oldenburg und hat nach der Absage des Spiels in Hannover frei. Riebau hofft, „das Maximum“ aus Wolfsburg mitzunehmen, berichtet aber von keinen schlaflosen Nächten wegen der Tabellensituation. „Es ist erst kurz nach der Winterpause. Alle Mannschaften müssen sich erst finden, das geht uns genauso“, sagt er. „Wir haben in der Tabelle nie langfristig gedacht und das sollten wir auch weiterhin nicht tun.“
Dass die Delmenhorster Mitte Februar neun Plätze besser sein würden als Regionalliga-Absteiger Lupo Martini, hätten vor der Saison die wenigsten erwartet, sagt aber nicht nur etwas über die starken Atlas-Leistungen aus. So weit hinten in der Tabelle lagen die Wolfsburger in der Oberliga so spät in der Saison zuletzt vor zehn Jahren, schlechter als Elfter waren sie in der Abschlusstabelle noch nie. Sollte es dabei bleiben, wäre es für den Verein aber sogar noch zu verschmerzen, denn nach dem 1:3 beim MTV Gifhorn zum Jahresauftakt beträgt der Abstand auf die Abstiegsränge immer noch nur zwei Punkte. „Der Druck bei Lupo ist erheblich“, glaubt Riebau.
Seit Ende Januar wird Wolfsburg wieder vom ehemaligen Aufstiegstrainer Giampiero Buonocore trainiert, nachdem sich der Verein und der Delmenhorster Coach Uwe Erkenbrecher auf eine Trennung geeinigt hatten. „Ich hatte schon im Gefühl, dass es bei ihnen nicht ganz stimmt“, sagt Riebau. Buonocore setze nun wieder auf „wohlbekannte Anläufe“. Riebau traut den Wolfsburger trotz der bisher schwachen Saison jederzeit einen Zwischenspurt zu: „Sie haben auf vielen Positionen eine enorme Qualität und auch einen guten Trainer mit gutem Plan. Es ist für mich nur eine Frage der Zeit, bis sie ins Rollen kommen – von mir aus aber erst nächste Woche.“
Samstag, |
15. Februar 2020
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15:00 |
BSV Kickers Emden
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BW Tündern
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18:00 |
SC Spelle-Venhaus
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: |
Heeslinger SC
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Sonntag, |
16. Februar 2020
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14:00 |
FC Eintracht Northeim
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: |
FT Braunschweig
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15:00 |
U.S.I. Lupo-Martini Wolfsburg
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: |
SV Atlas Delmenhorst
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15:00 |
TB Uphusen
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: |
MTV Gifhorn
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15:00 |
MTV Wolfenbüttel
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: |
VfV Borussia 06 Hildesheim
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15:00 |
FC Hagen/Uthlede
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: |
MTV Eintracht Celle
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15:00 |
1.FC Germania Egestorf-Langreder
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: |
TUS Bersenbrück
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15:00 |
Arminia Hannover
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: |
VfL Oldenburg
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U.L.M. Wolfsburg
Stadion: Hubertusstraße 10, 38448 Wolfsburg
Entfernung: ca. 200 km
Lupo Martini Wolfsburg
SV Atlas
Oberliga Niedersachsen · 22. Spieltag