Moin DFB-Pokal

Spielbericht vom 25. Mai 2025
Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit der Tabellen bei Handynutzung den Bildschirm drehen
SPIELBERICHT
von Daniel Niebuhr (Delmenhorster Kreisblatt über dk-online)
„Unfassbar schön“: SV Atlas Delmenhorst nach Pokalsieg in Partylaune
Der SV Atlas feiert mit 900 Delmenhorstern nach dem dramatischen Landespokalsieg ein kleines Volksfest in Rehden. Das späte Siegtor versetzt Fans und Mannschaft in Ekstase.
Um die Gesundheit der Delmenhorster Fußballer musste man sich am Samstagabend ernste Sorgen machen; nicht nur wegen der feuchtfröhlichen Nacht, die ihnen da noch bevorstand. Es war ziemlich schattig geworden in den Waldsportstätten des BSV Rehden, es nieselte außerdem beharrlich, doch die meisten Kicker des SV Atlas waren irgendwann nicht mehr annähernd wetterfest bekleidet. Josip Tomic hatte sein Trikot großzügig einem jungen Fan überlassen, Justin Dähnenkamp seines einem nicht mehr ganz so jungen, Lamine Diop verteidigte sein Jersey dagegen erfolgreich, verschenkte aber immerhin seine Schienbeinschoner, die gegen den Regen allerdings auch nur bedingt geholfen hätten.
Jeder, der an jenem Abend ein Andenken ergatterte, wird es ziemlich sicher in Ehren halten – schließlich haben sie alle einen historischen Wert. Denn Atlas hatte sich kurz zuvor durch ein verdientes 2:1 (0:1) über den Oberliga-Rivalen BSV Rehden in einem mitreißenden Finale den Niedersachsenpokal der Amateure geholt. Es war der dritte Landespokalsieg für eine Delmenhorster Mannschaft bei den Männern nach dem Atlas-Triumph 2019 und dem Titel des Vorgängerclubs FC Roland 1968. Damit wird der SVA zum vierten Mal nach 1981, 2019 und 2023 im DFB-Pokal starten. In der Vorsaison gab es allein für die Teilnahme 260.000 Euro. Passenderweise stand auf den Siegershirts: „Moin DFB-Pokal, da sind wir wieder.“
Bierdusche für Trainer Riebau
Dass eine angemessene Party folgen würde, ließ sich schon nach Schlusspfiff erahnen. Die knapp 900 Delmenhorster unter den 1214 Zuschauern hatten das Auswärtsfinale in ein Heimspiel verwandelt, viele von ihnen feierten auf dem Rasen mit Spielern, Funktionären und Betreuern. Alle lagen sich auch eine Stunde nach dem Spiel – und sechs Tage nach der verpassten Vizemeisterschaft – noch in den Armen. „Es macht mich stolz, dass die Jungs nach so einer anstrengenden Saison etwas zum Anfassen haben“, sagte Trainer Key Riebau, der kurz darauf von Kapitän Ibrahim Temin eine Bierdusche verpasst bekam. Mittelfeldspieler Tomic, der erst im Sommer aus Rehden gekommen war, gab zu: „Es ist schwer, die Emotionen in Worte zu fassen. Ich habe hier viele Freunde. Es ist umso schöner, dass wir gewonnen haben.“ Der Sportliche Leiter Stephan Ehlers erklärte: „Wir sind in dieser Saison oft hingefallen, aber immer wieder aufgestanden. Das ist jetzt unsere Belohnung.“
Die Feier ging in der Kabine weiter – mit Bier, Sekt und Zigarren – und führte das Team am späten Samstagabend in die Vereinskneipe Jan Harpstedt. „Und zwar das komplette Team“, wie Sportvorstand und Gründungsmitglied Bastian Fuhrken verkündete. Von dort war der Mannschaftsbus am Nachmittag von den Fans mit Pyro und Gesängen auf den Weg nach Rehden geschickt worden.
Gegentor weckt Atlas auf
Der Weg zum Titel war allerdings mit Hindernissen gepflastert. Atlas musste einen großen Kraftakt vollbringen, um die im eigenen Stadion hochmotivierten Rehdener niederzuringen. In einem packenden Spiel hatten sie ihre Nervosität schneller abgelegt und setzten Atlas in der ersten Hälfte heftig unter Druck. Die Führung des BSV durch Elias Beck in der 32. Minute nach einem Konter ging völlig in Ordnung. Doch schon direkt danach legte Atlas den Grundstein zum Sieg – mit einer bärenstarken Reaktion. Nach einem Weitschuss von Urban, der BSV-Keeper Daniel Banfalvi abprallen ließ, scheiterte Diop an der Latte – aus zwei Metern ein unfreiwilliges Kunststück. Eine Minute danach parierte Banfalvi glänzend gegen Daniel Hefeles Schuss. „Diese Antwort hat uns Selbstvertrauen gegeben“, meinte Urban. „Wir haben in der Kabine dann gesagt: Wir müssen diesen Pokal holen – allein für unsere Fans.“
Und so spielten die Delmenhorster dann auch nach Wiederanpfiff. Sie drängten Rehden weit in die eigene Hälfte zurück und verdienten sich so den Ausgleich. Der gebürtige Delmenhorster Marlo Siech köpfte in der 54. Minute eine Urban-Ecke in den Winkel.
Diop erst Pechvogel, dann Pokalheld
Danach stand Atlas mehrfach vor der Führung. Riebau brachte dann Dähnenkamp, Marcel Marquardt und Leonit Basha für die müde gewordene Offensive – und bewies mal wieder sein Goldenes Händchen. Denn nach einer weiteren Urban-Flanke gewann Basha in der 88. Minute ein entscheidendes Luftduell. Er legte quer auf Diop, dessen Kopfball erneut ans Aluminium klatschte – dieses Mal aber vom Innenpfosten ins Netz sprang. „So ist Fußball“, sagte der Torschütze, der mit seinem Treffer alle Delmenhorster in Ekstase versetzte. Auswechselspieler, Betreuer und Funktionäre jubelten mit ihm auf dem Platz. Diop hatte 2022 schon einmal für den Bremer SV das Siegtor in einem Landespokalfinale geschossen. „Aber dieses hier war vielleicht noch schöner, weil es so viele Emotionen freigesetzt hat.“
Engelbart wünscht sich nun Werder
Rehden warf danach alles nach vorn und hatte durch Niklas Burlage noch einmal den Ausgleich auf dem Fuß, doch Kapitän Temin warf sich dazwischen. „Ich bin trotz der Niederlage stolz darauf, wie die Mannschaft sich präsentiert hat“, sagte BSV-Coach Kristian Arambasic. Das Delmenhorster Volksfest verfolgte er in sich gekehrt aus der Ferne – so wie größtenteils auch sein Delmenhorster Kollege und Freund Key Riebau, der auch inmitten der chaotischen Feierlichkeiten gewohnt nüchtern blieb. „Wir hatten mehr Power, mehr Zug zum Tor“, sagte er. „Dass es dann so gelaufen ist, ist für die Jungs und für die Fans unfassbar schön.“
Natürlich wurden dann auch schon die ersten Wünsche geäußert für die DFB-Pokal-Auslosung am 15. Juni im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund. Ehrenvorsitzender Manfred Engelbart dachte an das 1:6 im Jahrhundertspiel gegen Werder Bremen vor 41.500 Zuschauern im Weserstadion, als er tönte: „Und jetzt die Revanche gegen Werder.“
STATISTIK
BSV Rehden: Daniel Banfalvi, Nestor Djengoue, Inwoo Choi (80. Noah Wallenßus), Elias Beck, Bocar Djumo, Javier Jimenez Paris (61. Niklas Burlage), Riad Stubbla, Oleksiy Mazur, Shkrep Stubbla, Lovro Sindik (88. Hakim Traoré), Eric Anozie; Trainer: Kristian Arambasic
SV Atlas Delmenhorst: Damian Schobert, Linus Urban (90+1. Timon Widiker), Dylan Burke, Ibrahim Temin, Daniel Hefele, Dinand Gijsen, Josip Tomic (83. Marcel Marquardt), Lamine Diop (90+4. Tom Trebin), Steffen Rohwedder (83. Leonit Basha), Sinan Brüning (68. Justin Dähnenkamp), Marlo Siech; Trainer: Key Riebau
Tore: 1:0 Elias Beck (32.); 1:1 Marlo Siech (54.); 1:2 Lamine Diop (88.)
Schiedsrichter: Tim-Alexander Strampe - Assistenten: Tim Lahse, Hennung Kann - 4. Offizieller: Jonas Behrens
Zuschauer: 1200 in den Waldsportstätten
Fotos von: Peter Kupka und André Klattenhoff