Ein Bericht vom
von Lars Pingel und Daniel Niebuhr
Der Kater nach der missratenen Premierenparty war den Fußballern des SV Atlas an allen möglichen Stellen anzusehen. Die Schultern hingen, die Mundwinkel ebenfalls – das 1:6 (1:4) im ersten Regionalliga-Heimspiel gegen den TSV Havelse hatte keinem Delmenhorster besonders viel Spaß gemacht. „Es tut schon weh. Damit hatten wir so nicht gerechnet“, sagte Leistungsfußball-Leiter Bastian Fuhrken zum Beispiel. Die Vorfreude sei „immens“ gewesen, die Vorbereitungen mit dem Bau der zusätzlichen Tribünen aufwändig, doch am Ende stand die höchste Liga-Niederlage seit der Wiedergründung 2012. Trainer Key Riebau stellte fest, dass „so etwas passiert, wenn man gegen eine ausgebuffte Regionalliga-Mannschaft nicht mit der vollen Bereitschaft antritt. Die Havelser haben hier hoch gewonnen, ohne dass wir sie zu einer herausragenden Leistung gezwungen hätten.“
In der Tat waren es vor allem schwere eigene Fehler gewesen, die den äußerst abgeklärt und effektiv spielenden Gästen den Weg geebnet hatten. Noah Plume (9./16.), Kevin Schumacher (31.) und Yannik Jaeschke (35.) erzielten die TSV-Tore vor dem Halbzeitpfiff. Samuel Adeniran hatte für das zwischenzeitliche 1:1 gesorgt (10.). Das letzte, schon sehr kleine Fünkchen Hoffnung von 500 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Düsternortstraße (Gästefans waren nicht zugelassen) und der SVA-Mannschaft trat Jaeschke aus: Er markierte nach dem ersten Angriff der zweiten Halbzeit Havelses 5:1 (49.), Julius Langfeld setzte den Schlusspunkt (83.). Auf dem Atlas-Konto steht nach dem dritten Spiel damit weiter ein Punkt, Havelse steht schon bei sieben Zählern. „Darüber müssen wir erst einmal eine Nacht schlafen – und dann stärker zurückkommen“, sagte Fuhrken mit Blick auf das Heimspiel am Samstag ab 16 Uhr gegen den BSV Rehden. Der stets kampfstarke Kapitän Nick Köster schlug in die gleiche Kerbe:
„Wir stehen wieder auf und holen uns gegen Rehden die drei Punkte.“
In der ersten Halbzeit bestraften die cleveren, schnellen Havelser jeden (größeren) Fehler der SVA-Spieler. Schon beim ersten wirklich zielstrebigen Angriff des TSV fehlte dem SVA die Ordnung. Jaeschke passte von links flach in den Atlas-Strafraum, dort versuchte Stütz noch, mit einer Grätsche vor dem einschussbereiten Plume zu klären – kam jedoch zu spät (9.). Im Gegenzug erzielte Adeniran zwar mit einem Schuss von der rechten Seite ins lange Eck den Ausgleich, nachdem er sich mit einer Körpertäuschung Platz verschafft hatte, danach schaltete aber Havelse einen Gang hoch.
Nach einer Viertelstunde waren mehrere Delmenhorster zu zögerlich, Plume nutzte das zu einem Sololauf über die rechte Seite und einem unhaltbaren Flachschuss: 2:1 für den TSV. Dann brachte Atlas-Keeper Florian Urbainski seinen Abwehrspieler Flodyn Baloki mit einem ungenauen Pass im Strafraum in Bedrängnis, der bekam ihn nicht genau zurück, Schumacher ging dazwischen und schob mühelos ein (31.). Und nicht einmal 180 Sekunden später nahm Jaeschke dem Atlas-Innenverteidiger Kostadin Velkov an der Mittellinie den Ball ab und lief alleine auf Urbainski zu, der gegen den platzierten Flachschuss keine Chance hatte (35.). Das 4:1 war im Grunde auch die Entscheidung. Das Delmenhorster Bemühen war deutlich erkennbar, die Fehlerquote in der Defensivarbeit war allerdings viel zu hoch. „Blauäugig“, nannte Riebau das.
Mit der klaren Führung im Rücken kam das TSV-Team natürlich sehr selbstbewusst aus der Kabine. Gleich mit seinem ersten Angriff kam es zum 5:1. Plume scheiterte aus zehn Metern noch an Urbainski, doch Jaeschke staubte ab. Anschließend konzentrierte sich der Gast vor allem darauf, das Geschehen mit konzentrierter Defensivarbeit zu kontrollieren. Das gelang ziemlich gut. Und: Der TSV blieb mit seinen wenigen Angriffen gefährlich. Einen schloss der eingewechselte Langfeld unbedrängt mit einem Schuss ins kurze Ecke ab (83.).
Atlas kämpfte in der verbleibenden Spielzeit immerhin darum, sich für das Rehden-Spiel ein etwas besseres Gefühl zu verschaffen. Der erst am Tag vor der Havelse-Partie verpflichtete Marco Stefandl (zuletzt Hannover 96) feierte nach dem Seitenwechsel sein Debüt im Atlas-Trikot. Das war trotz des deprimierenden Spielstands mit einigen klugen Pässen und sehenswerten Abschlüssen auch durchaus vielversprechend. In Schwierigkeiten brachten die Delmenhorster den souverän aufspielenden Gast allerdings nicht mehr. Einen weiteren Atlas-Treffer verhinderte TSV-Torwart Norman Quindt mit drei starken Paraden. Stefandl war nach dem Spiel aber gleich wieder kämpferisch: „Ich versuche einfach alles, um dem Team zu helfen“, meinte der Neuzugang. „Gegen Rehden werden wir drei Punkte holen.“
SV Atlas: Urbainski, Velkov, Plendiskis, Köster, Adeniran, Janssen, Stütz, Harings, Eggersglüß, Ferfelis, Baloki
TSV Havelse: Quindt, Schleef, Meien, Jaeschke, Teichgräber, Damer, Foelster, Plume, Tasky, Bremer, Schumacher
SV Atlas: Seemann, Schmidt, Priessner, Karli, Wiese, Rauh, Schindler, Stefandl
TSV Havelse: Brandt, Lakenmacher, Kummer, Langfeld, Qela, Neugebauer, Kina, Rufidis
Bildergalerie: André Klattenhoff / SV Atlas
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Regionalliga Nord Gr. Süd · 04. Spieltag