Ohne sie rollt kein Ball

Ohne sie rollt kein Ball

15.09.2018

Blick hinter die Kulissen beim Heimspiel

Ein Bericht vom Weser-Kurier

Text: Michael Kerzel

Bild: Ingo Möllers

 

Rund um die Spiele des Fußball-Oberligisten sorgt ein Team hinter dem Team dafür, dass die Partien samstags ablaufen können. Es hängt die Werbebanner auf, stellt die Zäune hin und sorgt für Ordnung.

Alle zwei Wochen strömen rund 1000 Zuschauer zu den Heimspielen des SV Atlas Delmenhorst in der Fußball-Oberliga ins Stadion an der Düsternortstraße. Sie zeigen ihre Eintrittskarten am Eingang vor oder kaufen dort welche, schlendern an der Imbiss- und der Getränkebude vorbei und blicken in Richtung der Tribüne. Dort hängen hinter jedem Block Werbebanner. Hinter den Toren stehen gesicherte Bauzäune, an denen ebenfalls Plakate befestigt sind, wie auch an den Abgrenzungen zwischen Tartanbahn und Rasen. Hinten diesen Pollern, vor den Tribünen sowie neben den Trainerbänken wachen Ordner über die Sicherheit. Wenn die Spieler aus den Katakomben kommen und den Rasen zum Aufwärmen betreten, schallen ihnen die ersten Schlachtenrufe entgegen. Es ist angerichtet. Lange dauert es nicht mehr, bis der Schiedsrichter die Begegnung anpfeift.

Doch damit die Blau-Gelben auf Torejagd gehen und die Zuschauer diese dabei verfolgen können, verrichten Ehrenamtliche im Vorfeld, während des Spiels und auch hinterher viele Aufgaben. Sie sind das Team hinter dem Team. „Ohne die Helfer würde hier kein Ball rollen“, sagt Atlas-Präsident Manfred Engelbart mit ernster Miene. Er geht an einem späten Freitagnachmittag über den Rasen, inspiziert die Grasnarbe, die immer noch von dem Pestizid-Vorfall gezeichnet ist, und begrüßt Katrin Groneberg und Andre Klattenhoff. Die beiden gehören zu den Freiwilligen, die das Stadion herrichten. Normalerweise schreiten sie am Sonnabend vor den Spielen zur Tat, manchmal bereiten sie jedoch am Freitag alles vor. Zwei bis drei Stunden investieren sie in den Aufbau. „Wir befestigen die Banner rund um das Feld mit Kabelbindern und hängen die Tribünenbanner auf“, berichtet Klattenhoff.

Etwa 70 Sponsoren umfasst der Pool, der sich den Zuschauern präsentiert. Manchmal gibt es für deren Vertreter eine eigene kleine Tribüne. Auch diese bauen die Helfer auf. Die Banner werden unter der Tribüne gelagert, nach den Partien unterstützen die Spieler und auch die Funktionäre die Helfer beim Abbau. „Es gehört hier zur Philosophie, dass die Spieler mitmachen“, berichtet Groneberg. Sie und Klattenhoff bringen viel Routine mit, doch nicht alle Helfer sind immer da. „Wir haben Fotos davon gemacht, wie es fertig aussehen soll, und diese laminiert. Daran kann man sehen, was wo hingehängt werden muss“, erklärt Groneberg.

Freizeit opfern für den Verein

Mit den Aufbauten ist der Ehrenamtsjob von Groneberg und Klattenhoff noch längst nicht erledigt. Sie bereitet die Kasse vor, er fotografiert beim Spiel und stellt auch die Torraumkameras auf, deren Höhepunkte Stefan Heine später für „Atlas Fan TV“ schneidet und bei Facebook online stellt. Groneberg wäscht auch die Trikots der drei Herrenmannschaften. „45 Koffer sind das pro Saison. Pro Koffer kommen zwei Waschmaschinenladungen zusammen“, berichtet Groneberg, die die Trikots auch flickt.

Doch wie kommt eine Berlinerin wie sie dazu, so viel ihrer Freizeit für einen Delmenhorster Amateurverein zu opfern? Zunächst zog sie zu ihrem Partner in die Delmestadt und wollte als Hertha-Fan Fußball gucken. Doch mit einer Fahrt ins Weserstadion passte es nicht. „Mein Partner hat mir dann Atlas vorgeschlagen. Ich wusste bis dato nicht mal, dass es in Delmenhorst ein Stadion gibt“, sagt sie und lacht dabei. Erst mal sah sie die Blau-Gelben in der Kreisliga, stand neben dem „Block H“. „Danach war ich angefixt, würde ein Dealer sagen“, erinnert sie sich. Sie verpasste fortan kaum ein Heimspiel, fuhr auch immer häufiger auswärts mit. Und war bereit, sich zu engagieren. Kerstin Kiwus, beim SV Atlas für Finanzen und Controlling zuständig, fragte Groneberg, ob diese nicht die Kasse übernehmen könne. Das tat sie. Es folgten immer weitere Aufgaben.

Andre Klattenhoff ist Ur-Delmenhorster, wohnte als Kind in Stadionnähe. Sein Vater und sein Bruder feuerten den alten SVA bereits an, er selbst schaute damals zwar ab und an zu, doch an den Blau-Gelben hängen blieb er zunächst nicht. „Aber als der SV Atlas sich dann neu gegründet hat, habe ich meinen Vater eingepackt und bin zu den Spielen gegangen“, erinnert er sich. Zu den Heimspielen gesellten sich die Auswärtsfahrten. Er stand im Block H, feuerte das Team an und wurde so ein Teil des Vereins, für den er sich nach und nach mehr engagierte, unter anderem als fester Part des Aufbauteams.

Diesen Aufbau verantwortet Sascha Behrmann. Der 36-Jährige koordiniert die Helfer, trommelt sie in der Vorwoche zusammen. „Ich organisiere das über WhatsApp. Einige der Leute sind immer dabei“, sagt er. Er fährt die Bauzäune mit seinem Hänger ins Stadion, besorgt die Steine, um diese zu sichern. Er hat auch die Schlüssel für die Lagerräume, weiß, wo es zusätzliche Tische, Bänke und andere Hilfsmittel gibt, falls diese benötigt werden. Nach den Atlas-Partien sorgt er für den Abbau. „Im Normalfall bin ich dann um 21 Uhr fertig“, sagt er. Er ist seit der Neugründung des Vereins als Fan dabei. „Irgendwann habe ich dann den Vorstand gefragt, wie ich mich einbringen kann“, erzählt er. Zunächst tat er das als Ordner, alles darüber hinaus habe sich dann entwickelt.

Zu den Ordnern gehören auch Nesim Boydag, Ayub Salamov oder Jens Wagner. Sie wachen links und rechts zwischen Umkleidetrakt und Trainerbänken darüber, dass die Zuschauer den Abstand zu den Fußballern und Schiedsrichtern einhalten, wenn diese das Spielfeld betreten. Sie stehen an den Tribünenaufgängen und kontrollieren die Eintrittskarten. Sie patrouillieren auf der Tartanbahn, damit Kinder nicht während der Partie aufs Spielfeld laufen. Kurzum: Sie sorgen für den sicheren Ablauf.

Die Ehrenamtlichen rund um den Verein haben gemein, dass sie nicht in die Öffentlichkeit streben, sie arbeiten im Hintergrund. Wenn sie nicht auffallen, machen sie ihren Job gut – die Helfer, ohne die nichts geht beim SV Atlas Delmenhorst.

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