"Der Verein steht über allem"

"Der Verein steht über allem"

21.11.2018

Ausführlicher Bericht zur Jahreshauptversammlung 2018

Bericht: Frederik Böckmann (dk)

Titelbild: Rolf Tobis (dk)

 

Auf seiner Jahreshauptversammlung wählt der SV Atlas Delmenhorst Bastian Fuhrken zum 2. Vorsitzenden. Um die Strukturen weiter zu verbessern, gibt es in der Führungscrew kleinere Umstrukturierungen. Und nun auch Berater-Hilfe durch einen früheren Spieler.

81 Minuten lang ging die Jahreshauptversammlung des SV Atlas Delmenhorst am Dienstag schiedlich-friedlich über die Bühne. Es wurde gewählt und vorgestellt, erklärt und sachlich diskutiert. Doch in den letzten zwei Minuten wurde es in der Vereinsgaststätte Jan Harpstedt doch noch einmal kurz emotional.

Der Hintergrund: Warum gibt es bei den Heimspielen der Oberliga-Fußballer eigentlich keine Balljungen, fragte BGR-Fanclub-Mitglied Peter Kupka. Es gehe bei der Ballsuche hinter den Toren viel Zeit verloren - sowohl für den Gegner als auch für die eigene Mannschaft. „Das nervt“, findet Kupka. Besserung konnte ihm in dieser Angelegenheit der SVA-Vorstand (noch) nicht versprechen. Dafür gab es nach einer turbulenten Vorwoche mit der Entlassung von Trainer Jürgen Hahn Antworten auf einige andere Fragen. 

Das Fazit des Vorsitzenden

„Entweder schafft der Vorsitzende den Verein. Oder der Verein schafft den Vorsitzenden.“ Mit diesen Worten begann Manfred Engelbart am 19. Februar dieses Jahres seine dreijährige Amtszeit beim SV Atlas Delmenhorst. Wer jetzt wen „geschafft hat“, das kann Engelbart noch nicht beantworten. „Es steht 50:50“, schmunzelte der Unternehmer. 

Nach nun neun Monaten im Amt wollte Engelbart noch kein großes Fazit ziehen. „Es hat Nerven gekostet. Ich habe noch nicht viel erreicht. Einiges ist gut gelaufen, wir haben neue Strukturen aufgebaut.“ Anderes sei wiederum „noch nicht so gut gelaufen. Ich bemühe mich aber jeden Tag.“ 

Der Vorteil des Sportvereins sei, dass er sich „mit voller Kraft auf den Fußball stürzen“ kann. „Wir wollen uns täglich verbessern.“ Sportlich gesehen bedeute dies (kurz- bis mittelfristig) den Aufstieg der ersten Mannschaft in die Regionalliga und den Sprung der zweiten Mannschaft in die Bezirksliga. 

Die Wahl von Bastian Fuhrken

Nachdem der bisherige 2. Vorsitzende Ronald Specht-Fuhrken seinen Posten aus beruflichen Gründen im Sommer abgegeben hatte, war das Amt vakant - und bleibt doch in der Familie. Denn Specht-Fuhrkens Sohn Bastian ist seit Dienstagabend, 19.21 Uhr, neuer stellvertretender Klubchef. Der 33-jährige Unternehmer erhielt von den 94 anwesenden wahlberechtigten Mitgliedern (übrigens einer Rekordbeteiligung bei einer Jahreshauptversammlung des neuen SV Atlas) alle Stimmen. Nur Bastian Fuhrken selbst enthielt sich.

„Ich werde weiter mein allerletztes Hemd für den Verein geben“, versprach Fuhrken. Gründungsmitglied, Spieler, Mädchen für alles, Teammanager, Sportvorstand, Interimstrainer und jetzt 2. Vorsitzender - Fuhrken ist „der Motor des Vereins“, wie Vorsitzender Manfred Engelbart betonte.

Kleinere Veränderungen in der Führungscrew

Mit der Wahl Fuhrkens sind einige kleinere Veränderungen in der Führungscrew der Blau-Gelben verbunden. Fuhrken bildet zusammen mit Engelbart und Thomas von Rönn (Schatzmeister) den geschäftsführenden Vorstand. Neu im erweiterten Vorstand neben Bastian Ernst (Vertrieb, Marketing, Catering, Pressearbeit) und Tammo Renken (Verwaltung, Verträge, Versicherungen, Mitgliederbetreuung) ist nun auch die ebenfalls einstimmig gewählte Kerstin Kiwus (Finanzen und Controlling).

Den Sportvorstand Bastian Fuhrken gibt es durch seine Wahl zum 2. Vorsitzenden indes nicht mehr. Um klarere, effektivere Strukturen in der gesamten Führungscrew zu schaffen und um Fuhrken zeitlich zu entlasten, kümmert sich der 33-Jährige als Leiter Leistungsfußball jetzt nur noch um die 1. und 2. Herren. Die einzelnen Abteilungen liegen außerdem in den Händen von vier weiteren Personen: „Blacky“ Dräger (3. Herren und Oldies), Bartosch Kobiella (Jugend), Thomas Luthardt (Verbandsangelegenheiten SSB, LSB, NFV etc.) und Ali Sprung (Schiedsrichter).

Der neue Berater Stefan Keller

Die Wahl Fuhrkens war aus juristischer Sicht die wichtigste Personalie, die spannendste am Dienstagabend war jedoch eine andere. Denn ab sofort fungiert Stefan Keller als externer Berater für Engelbart und Fuhrken - ähnlich wie es Matthias Sammer bei Borussia Dortmund macht. „Mit Stefan Keller können wir unsere organisatorischen Defizite beheben“, glaubt Engelbart. Keller spielte in der Jugend und im Herrenbereich beim SV Atlas. Der Marketing-Direktor einer Bremer Molkerei machte sich in der Fußball-Szene aber vor allem beim SV Tur Abdin einen Namen, wo Keller Spieler, Trainer (mehrfach) und Sportlicher Leiter war.

Nach dessen Rückzug bei den Aramäern vor eineinhalb Jahren gab es bereits mit dem damaligen Vorsitzenden Jörg Borkus Gespräche über eine wie auch immer gelagerte Zusammenarbeit. In den letzten Monaten intensivierte sich dann wieder der Austausch zwischen Keller und dem Atlas-Vorstand.

Die Historie des Vereins, die Begeisterung und Akribie der handelnden Personen bei ihrer „beeindruckenden Arbeit“ habe ihn gereizt, wieder im Fußball tätig zu sein, erklärte Keller. “Ich möchte helfen, die Strukturen zu verbessern und die Zukunft zu gestalten“, erklärte der 44-Jährige. Den Kader für die kommende Saison planen, bei der Auswahl des künftigen Trainers helfen - dazu möchte Keller unter anderem seinen Beitrag leisten. Die Entscheidungshoheit liege aber weiterhin beim Atlas-Vorstand, betonte Keller. „Ich zahle ganz normal Mitgliedsbeiträge, bekomme aber keine Kohle“, betonte er. Damit sei seine Unabhängigkeit gegeben.

Die Entlassung von Jürgen Hahn

Nach der Entlassung des langjährigen Erfolgstrainers Jürgen Hahn wären kritische Fragen der Mitglieder durchaus denkbar gewesen. Doch die blieben aus. Stattdessen legte Klubchef Engelbart noch einmal sachlich seine Sicht der Dinge dar, ohne explizit auf Gründe der Trennung einzugehen. 

Die Entlassung sei nicht emotional oder aus persönlichen Gründen erfolgt, sondern nur zum Wohle des Vereins, betonte Engelbart. „Nicht der Trainer ist der Verein. Nicht der Vorsitzende ist der Verein. Nicht der Sportchef ist der Verein. Der Verein steht über allem. Dem Verein ist alles unterzuordnen. Und deshalb muss der Vorstand manchmal Entscheidungen treffen, bei denen der Zeitpunkt vielleicht unglücklich ist.“

Man hätte auch bis zur Winterpause mit dem Rauswurf von Jürgen Hahn warten können, erklärte Engelbart. Aber man wollte den Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung reinen Wein einschenken. „Wir können ja nicht hier vor euch stehen und sagen: ‚Alles ist in Ordnung.‘ Und drei Spieltage später ist der Trainer dann doch weg.“

Die Mitgliederzahlen

1000 Mitglieder bis 2020 - dieses ambitionierte Ziel hatte sich Manfred Engelbart bei seinem Amtsantritt im Februar 2018 gesetzt. Das Ergebnis: Im Vergleich zum Vorjahr hat der Verein seine Zahl von 342 auf 407 Mitglieder gesteigert. Ein ordentlicher Anfang zwar, mehr aber auch nicht, wie Engelbart einräumte. Er möchte weiter um neue Interessierte werben. „Die Sponsoren sind unser Rückgrat. Aber die Mitglieder sind das Herz des Vereins.“ Dass es in der Mitglieder-Verwaltung bei Themen wie Neuaufnahmen oder Abbuchungen immer noch nicht rund läuft, räumte Engelbart allerdings auch ein.

Und sonst?

Finanziell ist der Verein gut aufgestellt, betonte Schatzmeister von Rönn. „Wir werden das Jahr wohl wieder mit einem leichten Plus abschließen.“ Die Einnahmen aus dem Niedersachsenpokal (mindestens 5000 Euro) werden dabei erst für das nächste Geschäftsjahr verbucht. Gut läuft es auch bei den Sponsoren. „Wir haben Qualität und Quantität erhöht“, sagte Marketing-Vorstand Bastian Ernst.

Wieso hast du dich denn nicht selbst gewählt? Das hat Konrad Adenauer 1949 doch auch gemacht. (Klubchef Manfred Engelbart schmunzelnd zu seinem neuen 2. Vorsitzenden Bastian Fuhrken, der sich bei seiner Wahl enthielt - als einziger der 94 Stimmberechtigten.

Ein heikles Thema bleibt unter den Fans und dem Verein die Frage nach dem optimaleren Spieltag (Samstag oder Sonntag). Fest steht: Der Vorstand wird trotz leicht sinkender Zuschauerzahlen weiter den Samstag präferieren, weil er aus verschiedenen Gründen insgesamt mehr Vorteile gegenüber dem Sonntag biete.

 

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