Ein Bericht vom
von Daniel Niebuhr
Der SV Atlas mag die beste Fußballmannschaft sein, die Delmenhorst seit mehr als zwei Jahrzehnten gesehen hat, in Hohne bei Celle wird das aber wohl niemanden besonders beeindrucken. In Anderers Hotel, in dem der neue Regionalligist ab Donnerstag sein viertägiges Trainingslager bezieht, ist man einen ganz anderen Promi-Faktor gewöhnt, schließlich trainieren dort seit Ewigkeiten die Nachwuchsmannschaften des VfL Wolfsburg. Der olympische Silbermedaillengewinner und Confed-Cup-Sieger Julian Brandt hat ebenso schon in den gemütlichen Zimmern übernachtet wie die späteren Nationalspieler Maximilian Arnold, Jan Simunek und Marwin Hitz. Dieser Ort, so wirbt er für sich selbst, hat schon viele Meister gemacht.
Für Atlas wird es immerhin die vielleicht wichtigste Station auf dem Weg in das Abenteuer Regionalliga, in das sich der Verein acht Jahre nach seinem Neuanfang in der 1. Kreisklasse wagt. Wann die Saison in der höchsten deutschen Amateurklasse startet – und unter welchen Bedingungen –, steht nach wie vor nicht fest, was der für den Spielplan verantwortliche Verbandsfunktionär Jürgen Stebani verständlicherweise "nervig" nennt. Sicher ist allerdings, dass Atlas bis zum Start noch besser werden muss, wie zuletzt die beiden bestenfalls phasenweise überzeugenden Testspiele gegen den VfL Oldenburg (2:3) und den Bremer SV (1:1) belegten. "Es ist normal, dass wir gegenüber den gestandenen Regionalligisten einen Rückstand haben", sagte Trainer Key Riebau. "Es liegt jetzt an uns, den so gut wie möglich aufzuholen."
Dazu wird sich die Mannschaft von Donnerstag bis Sonntag mit dem beschäftigen, was in der bisherigen Vorbereitung nur eine Nebenrolle spielte. Nach vielen Kraft- und Konditionsarbeiten geht es an "die Feinabstimmung", wie Riebau sagt – das Team soll sich also einspielen und die Strategie des Trainerteams verinnerlichen. "Zu den taktischen Dingen sind wir bisher kaum gekommen. Das werden wir im Trainingslager intensiv angehen", sagt Riebau. Er hatte in den Testspielen zuletzt Defizite in allen Mannschaftsteilen erkannt, "die wir aufarbeiten werden". Mittelfeldspieler Tom Schmidt weiß, was ihn in Hohne erwartet. "Spielerisch und menschlich haben wir eine super Truppe beisammen", sagt der Antreiber. "Das Trainingslager kommt zur richtigen Zeit, um Strukturen im Team aufzubauen."
Der Mittwoch ist trainingsfrei, am Donnerstag reist das Team mittags nach Hohne, wo am Nachmittag das erste Training auf dem Programm steht. Am Freitag und am Samstag sind jeweils zwei Einheiten auf den Plätzen geplant, dazu kommen Läufe, ein morgendliches Schwimmen im benachbarten Freibad und ein Mannschaftsabend, den die Spieler selbst gestalten – eine kleine Tradition bei Atlas-Trainingslagern. Leistungsfußball-Leiter Bastian Fuhrken hat sich vorher mit den Bedingungen vor Ort vertraut gemacht, das Team wird das komplette Hotel für sich haben. Zwei Trainingsplätze stehen Atlas durchgehend zur Verfügung. Ursprünglich war das Camp in Westerstede geplant, weil wegen Verschiebungen durch die Corona-Krise aber eine Umbuchung nicht möglich war, geht es nun nach Hohne. „In den letzten Jahren kamen immer wieder Fans oder freiwillige Helfer vorbei, um uns zu unterstützen. Deshalb wollen wir eigentlich in der Nähe bleiben“, sagt Fuhrken, der aber hofft, dass trotz der zweistündigen Anfahrt ein paar Besucher vorbeikommen. „Man kann im Hotel hervorragend essen, es lohnt sich also“, scherzt er. Die Mahlzeiten der Mannschaften sind allerdings an die Anforderungen angepasst.
In Delmenhorst trainieren die Blau-Gelben erst am 19. August wieder, drei Tage später kommt Teutonia 05 Ottensen zum Testspiel. Der Mitaufsteiger spielt anders als Atlas in der Regionalliga-Nordstaffel und hat am Wochenende tatsächlich ein Pflichtspiel absolviert. Im Viertelfinale des Landespokals scheiterten die Hamburger am Ligarivalen Eintracht Norderstedt mit 0:1.
Titelbild: Trainer Key Riebau will mit dem Fußball-Regionalligisten SV Atlas Delmenhorst im Trainingslager in Hohne an Strukturen und Taktik arbeiten | Foto: Rolf Tobis
Bildergalerie: Bastian Fuhrken / SVA