Devin Isik ist mehr als ein Traumtorschütze

Devin Isik ist mehr als ein Traumtorschütze

Oberliga 19.08.2020

Ein Bericht vom

von Daniel Niebuhr

Das verrückte Hackentor von Devin Isik für den SV Atlas Delmenhorst erregt überregionale Aufmerksamkeit. Dem Stürmer ist aber schon vorher Erstaunliches gelungen, sein Werdegang ist ein Mutmacher für viele Delmenhorster Fußballer.

Die Frage, die einem nach Devin Isiks jüngstem Tor förmlich entgegenspringt, musste er schon das eine oder andere Mal beantworten – nur nicht von den eigenen Teamkollegen. Der Stürmer des SV Atlas hat den Ball im Testspiel gegen den VfL Oldenburg derart elegant mit der Hacke unter die Latte gehoben, dass selbst das Fußballmagazin 11 Freunde das Video davon inzwischen verbreitet, nicht ohne journalistische Zweifel an Isiks Absicht zu äußern. 

Ein so formvollendeter Zlatan-Ibrahimovic-Gedächtnislupfer konnte nicht geplant gewesen sein – oder etwa doch? „Wie man es nimmt“, sagt Isik selbst. „Ich wollte ihn aufs Tor bringen. Dass er so perfekt reinfällt, ist dann natürlich Glück.“ In der Mannschaft hatte sowieso niemand an seiner Absicht gezweifelt: „Ich hatte ja schon vorher den Spitznamen Zlatan.“

Besagtes Video und die Kraft der sozialen Netzwerke haben dem 23-Jährigen immerhin eine Aufmerksamkeit eingebracht, die er noch nie zuvor genossen hat. Weil Isik bei Atlas in der Liga bisher nicht zu den Stammspielern gehörte, standen andere deutlich mehr im Mittelpunkt – dabei hatte er bereits vor seinem Traumtor Erstaunliches vollbracht. Denn Isik ist seit dem Oberliga-Aufstieg 2017 der einzige Spieler, der aus der Herrenmannschaft eines tieferklassigen Delmenhorster Vereins zu Atlas kam; dass es immerhin zu einigen Einsätzen und einem Oberliga-Tor reichte, darf man als Mutmacher verstehen für viele andere Fußballer in der Stadt.

Von der Bezirksliga in die Regionalliga in 16 Monaten

2019 wechselte Isik vom Bezirksliga-Mittelfeldclub SV Baris zum zwei Klassen höher spielenden Oberligisten SV Atlas, der auf ihn aufmerksam geworden war, weil er in 26 Spielen 21 Tore geschossen hat. Bei Baris trainierte er zweimal in der Woche, bei Atlas unter Key Riebau plötzlich vier- bis sechsmal. Sportchef Bastian Fuhrken kündigte ihm damals an, „dass die erste Zeit hart wird“ und versprach damit nicht zu viel. „Es war die Hölle, ganz ehrlich“, sagt Isik. „Die anderen Spieler haben mich toll aufgenommen. Aber der konditionelle Unterschied ist enorm, das war körperlich schon Quälerei.“ Erst recht, weil der Rückstand zunächst zu groß war, um es in den Kader für die Oberliga zu schaffen. Bevor er überhaupt zum ersten Mal ins Aufgebot der ersten Mannschaft aufrückte, spielte er zwei Partien für die zweite in der Kreisliga, in denen er drei Tore schoss und eines vorbereitete. „Du darfst dann nicht in ein Loch fallen“, sagt Isik. „Vom Kopf her ist das natürlich nicht einfach. Aber ich habe mir gesagt, wenn ich mich voll reinhänge, wird das auch gesehen.“

Neun Einsätze in der Oberliga

So kam es auch. Am sechsten Spieltag wurde er beim 6:3 gegen Lupo Martini Wolfsburg eingewechselt. Von da stand er immer mal wieder als Joker bereit und traf schließlich am 20. Spieltag beim 1:3 bei Germania Egestorf-Langreder zum zwischenzeitlichen 1:2. Auch in den letzten drei Partien vor der Corona-Krise war er dabei, neun Spiele kamen insgesamt zusammen, von denen Atlas sieben gewann. In der Rangliste der Einsätze bedeutete das teamintern Rang 17, nicht so schlecht für einen Spieler, der vorher nie höher als in der Bezirksliga gespielt hatte.

Nun gehört Isik zum ersten Viertliga-Kader eines Delmenhorster Vereins seit 21 Jahren. Dass er mit Atlas in der Regionalliga gegen den VfB Oldenburg und Werder Bremens Amateure antreten darf – keine 16 Monate, nachdem er mit dem SV Baris noch gegen Eintracht Wiefelstede und den TSV Abbehausen gespielt hat –, ist für ihn „der absolute Wahnsinn“, wie er schwärmt: „Ich ein Delmenhorster Junge, das macht es noch spezieller. Die ganze Stadt scheint über Atlas und die Regionalliga zu sprechen, im Freundeskreis ist das auch ständig ein Thema. Es ist einfach geil, dass ich ein Teil davon sein darf.“

Große Konkurrenz im Sturm

Ausgerechnet in der heißen Phase der Vorbereitung hat er sich jedoch eine Zerrung zugezogen, die ihn zu einer kurzen Pause zwingt. „Ich bin aber bald wieder da“, sagt Isik. „Bis zur Verletzung habe ich mich eigentlich gut gefühlt.“ Zeit für Training an fast jedem Tag der Woche hat er auch gerade, im Oktober beginnt erst sein Maschinenbaustudium in Bremen. Leichter ist der Kampf um die Plätze im Kader allerdings nicht geworden, Atlas hat mit Luca Liske und dem Europa-League-erfahrenen Dimitrios Ferfelis zwei weitere Delmenhorster Angreifer zurückgeholt und am Dienstag auch den US-Amerikaner Samuel Adeniran von Kickers Emden verpflichtet, was die Konkurrenz im Sturm belebt. „Ich werde weiter Gas geben und dann wird man sehen“, sagt Isik. „Ich will unbedingt in der ersten Mannschaft dabei sein.“ Zumindest auf den inoffiziellen Titel „Delmenhorster Tor des Jahres“ ist er immer noch der erste Anwärter, auch wenn Atlas das Testspiel gegen Oldenburg danach noch mit 2:3 verlor.

Titelbild: Rolf Tobis

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