Ein Bericht vom
Bericht und Titelbild: Daniel Niebuhr
Dass die erste Viertliga-Saison für Delmenhorst nach 21 Jahren näher rückt, kann man gerade gut an den auffälligsten Bauarbeiten im Stadion seit mindestens ebenso langer Zeit erkennen. Nach dem Aufstieg des SV Atlas in die Regionalliga werden an der Düsternortstraße noch schnell die schlimmsten Löcher geflickt, wobei dabei vor allem Zäune gefragt sind – hinter den Toren und zur Eingrenzung des vorgeschriebenen Gästeblocks. Dieser in Fußballerkreisen etwas unschön „Käfig“ genannte Bereich wird allerdings zum Saisonstart im September gar nicht benötigt, wie inzwischen feststeht. Denn Gästefans sind nicht vorgesehen, „bis auf Weiteres“ jedenfalls, wie es im Hygienekonzept der Regionalliga heißt.
Damit ist offiziell geworden, was schon zu befürchten war und was für die Delmenhorster Fußballfreunde eine schlechte Nachricht ist. Kaum ein Amateurverein im Nordwesten hat so reiselustige Fans wie Atlas, was sich in der vergangenen Saison mal wieder zeigte. Die Zugehörigkeit der Zuschauer ist nicht immer leicht zu erkennen, konservativ gerechnet begleiteten aber in den elf Auswärtsspielen im Schnitt mehr als 150 Delmenhorster die Mannschaft, eine Zahl, die sich in einer Regionalliga-Saison ohne Corona-Einschränkungen dramatisch erhöht hätte. In der Oberliga waren zuletzt lange Touren nach Northeim, Gifhorn und Braunschweig dabei, die zumindest in der Regionalliga-Vorrunde die Ausnahme sind. Stattdessen sind etliche Stadien dabei, die man auch mit dem Fahrrad erreichen könnte: in Oldenburg, Jeddeloh, Rehden und natürlich zweimal in Bremen. Das ist nicht nur ärgerlich für den fußballbegeisterten Delmenhorster Anhang, sondern auch für die Gegner: Bei allen elf Clubs, die Atlas in der Oberliga zuletzt besuchte, lag der Besuch gegen die Blau-Gelben weit über dem Saisonschnitt. „Es ist schade, dass wir auswärts keine Fans dabei haben werden. Sie haben oft für Heimspielatmosphäre gesorgt“, sagt Trainer Key Riebau. „Bei den kurzen Fahrten, die wir jetzt haben, hätte ich gern gesehen, wie viele Leute mitgekommen wären.“
Für die Spiele vor eigenem Publikum ist der leere Gästeblock noch eher zu verschmerzen als der immer wahrscheinlicher werdende Verzicht auf Stehplätze. 360 Zuschauer dürfen bei den Testspielen dabei sein, das wäre dann auch die bittere Realität in der Regionalliga. Ob man Stehplätze anbieten kann, „obliegt der Landesregierung“, sagt Leistungsfußball-Leiter Bastian Fuhrken. „Ich rechne aber nicht mit weiteren Lockerungen.“ Riebau bedauert es, dass der Aufstieg in die Regionalliga vorerst nicht mit Auftritten vor mehreren tausend Zuschauern belohnt wird, der Coach wirbt aber um Verständnis für die Richtlinien: „Wir befinden uns in einer einmaligen Situation, die immer noch gefährlich ist. Die Gesundheit der Bevölkerung steht über allem, da muss man Stadien auch mal hinten an stellen. Wir sind froh, dass wir in der Regionalliga mitspielen dürfen.“
In den Punktspielen wird das Delmenhorster Stadion damit wohl ein ähnliches Bild abgeben wie am Samstag, wenn Atlas ab 17 Uhr Mitaufsteiger Teutonia 05 Ottensen zum Freundschaftskick empfängt. Nach einem Auf und Ab in den bisherigen Testspielen und einem guten Trainingslager in Hohne könnte Riebau bereits „das eine oder andere Zeichen“ setzen, wie die Startelf in den Punktspielen aussehen könnte: „Natürlich muss ich auch alle motiviert halten, was aber kein Problem wird. Die Jungs ziehen super mit, jeder hat die Chance, noch reinzurutschen.“
Gegner Teutonia kann jedes Testspiel brauchen, der von Sponsoren aus der Schifffahrtsbranche unterstütze Club hat 17 neue Spieler geholt. Die Vorbereitung läuft für die Hamburger, die anders als Atlas in der Nordstaffel antreten, bisher mittelmäßig. Schmerzhaft war das 0:1 im Landespokal-Viertelfinale gegen Eintracht Norderstedt. „Für uns beginnt gegen Teutonia schon die entscheidende Phase der Vorbereitung“, sagt Riebau. Mindestens ein weiteres Testspiel wird es geben: am Samstag, 29. August, gegen den Oberligisten TB Uphusen. Wann die Punktspiele starten, entscheidet sich voraussichtlich am Samstag beim Staffeltag in Lüneburg.