Der junge Mann, an dem man am besten den Unterschied zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und dem VfV Hildesheim deutlich machen könnte, wird am Samstag gar nicht auf dem Platz stehen. Maurice Mathis, 19 Jahre alt, war in dieser Woche krankgeschrieben und fällt für das Oberliga-Duell ab 16 Uhr aus, womit es im Stadion eine Attraktion weniger zu sehen gibt. Der 20-fache österreichische Jugend-Nationalspieler war vor der Saison mal eben von 1860 München verpflichtet worden. In Hildesheim versteht man den Transfermarkt eben als bundesweite Institution.
Der finanziell luxuriös ausgestattete Regionalliga-Absteiger ist für Atlas eine Art Traumlos für das erste Heimspiel der Saison. Der Delmenhorster Trainer Jürgen Hahn schwärmt ob der Erfahrung von mehr als 300 Dritt- und Viertligaspielen im VfV-Kader: „Das ist ein Hammergegner, allein vom Etat her sind da ganz andere Möglichkeiten. Vor fünf Jahren wäre es unvollstellbar gewesen, in einem Punktspiel gegen Hildesheim zu spielen. Ich will nicht von David gegen Goliath reden, aber wir sind auf jeden Fall der Außenseiter.“
Hahn geht sogar noch weiter und ruft beinahe schon ein Duell der Philosophien aus. „Hildesheim hat im Sommer ein Dutzend Spieler aus der ganzen Republik geholt“, sagt er. „Wir haben Delmenhorster – mit ein paar Bremern und Oldenburgern als Unterstützung.“
Neuzugang Lingerski sieht noch Luft nach oben
Allerdings muss der Coach sein Team nicht allzu klein machen. Atlas hat bisher beim 3:1 im Niedersachsenpokal bei Blau-Weiß Lohne und beim 2:2 beim FC Hagen/Uthlede zum Oberligastart am vergangenen Freitag einen ordentlichen Eindruck hinterlassen. Taktisch ist Hahns Idee deutlich zu erkennen; „wir wissen genau, dass wir auch gut sind“, sagt er auch.
Stadion am Donnerstag endgültig freigegeben
Auch sein Trainer hofft auf den Heimvorteil, der in der Vorsaison bei nur drei Siegen aus 15 Partien aber nur zu erahnen war. Eine vierstellige Zuschauerzahl im am Donnerstagabend endgültig freigegebenen Stadion ist wohl zu erwarten, was den Hildesheimern Respekt einflößt. „Wir wissen schon, was auf uns zukommt, aber wir werden wach sein und hoffen, nicht mit leeren Händen zurückzukommen“, sagt Hildesheims Trainer Thomas Siegel auf der VfV-Homepage.
Atlas will den Gästen zumindest das erste Gegentor verpassen: Im Pokal in Gifhorn und in der Liga gegen Heeslingen gab es jeweils 1:0-Siege für Hildesheim – auch dank Nils Zumbeel. Der Torhüter lief einst ebenso in der 3. Liga für den VfL Osnabrück auf wie der ehemalige tunesische U21-Nationalspieler Sofien Chahed, der im Mittelfeld die Fäden zieht. „Das sind routinierte Ex-Profis“, sagt Hahn. „Wir wollen ihnen den Spaß verderben.“