Die Leistungen stimmen, die Punkteausbeute auch – und Jürgen Hahn sieht verständlicherweise auch keinen Grund, seine Mannschaft schlechter zu reden, als sie zur Zeit ist. Deshalb formuliert der Fußball-Trainer des SV Atlas Delmenhorst vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (15 Uhr) beim Aufsteiger VfL Oythe das Ziel auch offensiv: „Wir fahren schon mit dem Ziel dorthin, drei Punkte mitzunehmen.“ Denn nach saisonübergreifenden elf Pflichtspielen ohne Niederlagen ist das Selbstbewusstsein im Atlas-Lager groß. Im Training ist die Stimmung verständlicherweise gut. Es wird aber konzentriert gearbeitet, betont Hahn.
Warum seine Mannschaft aktuell schwer zu knacken ist, beschreibt Hahn mit diesen vier Worten: Mentalität, Qualität, taktische Variabilität. Mit Ausnahme der Viererkette und in der Regel auch des Sechsers tauschen die (offensiven) Mittelfeldspieler und Angreifer permanent ihre Positionen. „Wir sind schwer auszurechnen“, freut sich Hahn. Er hat vor jedem Spiel teilweise entscheidende Veränderungen vorgenommen. In den Spielen selbst wechselte dann auch die Taktik, teilweise mehrfach.
Rückt Patrick Degen in die Startelf?
Vor dem Oythe-Spiel kündigt Hahn wenig überraschend eine „andere Ausrichtung“ und eine „andere Aufstellung“ an. Wobei er personell dazu wahrscheinlich auch gezwungen sein wird. Denn hinter zwei Startelf-Spielern aus der Partie gegen Eintracht Northeim (0:0) stehen Fragezeichen: Ein großes hinter Angreifer Marco Prießner (Leistenprobleme), ein kleines hinter Thomas Mutlu (muskuläre Probleme). Allrounder Mutlu konnte am Mittwoch zumindest trainieren. Und wer darf dafür beginnen? Ein heißer Kandidat ist Patrick Degen, der vergangenen Samstag wegen muskulärer Probleme gefehlt hatte. „Er hat stark trainiert und ist natürlich auch für unsere Standardsituationen wichtig“, sagt Hahn über den Linksfuß.
Oythe gehört zu den sehr guten Adressen im Bezirk. Seit dem Landesliga-Aufstieg 2003 spielte der VfL in der höchsten Weser-Ems-Staffel und meistens oben mit – unterbrochen nur von einem einjährigen Intermezzo 2009/2010 in der damaligen Oberliga West, aus der Oythe als 13. abstieg. Damals wie heute dabei: Routinier Dennis Jex. Er gehört zu den vielen flinken, schnellen und technisch versierten Spielern im Kader, die teilweise auch in der A-Jugend-Bundesliga ausgebildet worden sind. Stark bei Standards, gut im Umschaltspiel, mit Qualität im Kader – so beschreibt Hahn den kommenden Gegner.
Personelles Lazarett des VfL Oythe lichtet sich langsam
Der Vechtaer Stadtteil-Klub ist mit fünf Punkten in die Saison gestartet. Highlight war der 3:2-Erfolg beim SC Spelle-Venhaus, wo Oythe in der Nachspielzeit nach 0:2-Rückstand noch gewann. Zuletzt gab’s ein schmuckloses 0:0 beim Heeslinger SC. Ein Ergebnis mit dem man im Oyther Lager auch auf Grund größerer personeller Probleme gut leben konnte.
An der Hasenweide lichtet sich aber mittlerweile wieder das Lazarett. Flügelflitzer Janek Jacobs (neu vom BV Cloppenburg) war zuletzt mit einem Muskelfaserriss ausgefallen, ist nun wohl aber ebenso wieder fit wie Markus Kohls und Dustin Beer (zurück von BW Lohne). Der zweite Wildeshauser neben Jacobs im Oyther Kader wird indes definitiv fehlen: Innenverteidiger Marcel Hesselmann weilt beruflich bis Ende September in Japan.
Oythes Trainer Paul Jaschke spielte in der 2. Liga ...
Der bekannteste Akteur beim VfL ist indes kein Spieler, sondern der Trainer. Paul Jaschke absolvierte 167 Zweitliga-Spiele (sieben Tore) für den VfL Osnabrück und Preußen Münster und genießt im Oldenburger Münsterland einen exzellenten Ruf als Coach. Er führte bei seinen teilweise langjährigen Engagements als (Spieler-)Trainer jede seiner Mannschaften zum Aufstieg: SW Osterfeine (acht Jahre Trainer), SV Holdorf (fünf), TuS Emsterkerfeld (vier) und SFN Vechta (zwei).
Jaschke gilt als akribischer Trainer, der über den Gegner jedes Detail kennt. Er und/oder sein Teammanager Peter Buschermöhle beobachteten den SV Atlas bereits in der vergangenen Saison von der Tribüne aus mehrfach, als Oythes Landesliga-Meisterschaft noch gar nicht feststand. In dieser Saison sah Buschermöhle unter anderem den starken Atlas-Auftritt beim TuS Bersenbrück.
... und schwärmt von Atlas Delmenhorst
Vom SVA hält Ex-Profi Jaschke eine Menge. In der Saisonvorschau der Oldenburgischen Volkszeitung schwärmte der 52-Jährige regelrecht:„Atlas ist einfach ein geiler Verein. Atlas kam aus den Ruinen wie Phönix aus der Asche. Du denkst, du bist mit den Fans, die Kutten tragen, wieder in den 70ern. Altes Flair auf jung getrimmt.“ Und sportlich? „Atlas hat sich super verstärkt“, meinte er mit Blick auf die Neuzugänge Leon Lingerski und Marvin Osei.
An die Spiele gegen Oythe aus der Landesliga-Saison 2016/20017 hat Atlas übrigens gute Erinnerungen. Im Auswärtsspiel an der Hasenweise gab’s nach einem starken Spiel, das der Block H aus Protest gegen die zugedachten Plätze in der Sonne außerhalb des Stadions verfolgte, einen 3:1-Erfolg. Das Rückspiel gewann Atlas nach einer Leistungssteigerung in Hälfte zwei ebenfalls 3:1. An eine Wiederholung dieses Ergebnisses hätte man im Atlas-Lager natürlich nichts auszusetzen.