Der Fußball-Oberligist SV Atlas Delmenhorst ist zurück auf der Überholspur. Er benötigte am Samstag allerdings viel Kraft, um das Gaspedal so weit durchzudrücken, dass er die Geschwindigkeit erreichte, die nötig war, um am MTV Wolfenbüttel vorbeizukommen. Dass das gelang, sorgte bei SVA-Trainer Jürgen Hahn für Erleichterung. Als „wichtigen Sieg“ bezeichnete er das 2:1 (0:1), das Oliver Rauh (56. Minute) und Jannik Vollmer (71.) vor 681 Zuschauern im Stadion an der Düsternortstraße in der zweiten Halbzeit sicherstellten, nachdem die MTV-Offensivkraft Joscha Plünnecke (33.) Atlas zunächst in Richtung Pannenstreifen abgedrängt hatte.
Rückstand wirft SV Atlas kurz aus der Bahn
Hahns Erleichterung erklärte sich auch damit, dass der Atlas-Motor bereits eine Woche zuvor ins Stocken geraten war. Nach sehr gutem Saisonstart mit acht Punkten aus vier Spielen hatte das Team beim Aufsteiger VfL Oythe mit 1:2 verloren und mit dem Leistungsabfall sich und seine Anhänger enttäuscht. „Wir wollten eine Reaktion zeigen“, verriet Hahn eine der Vorgaben für den Vergleich mit einem weiteren Liga-Neuling, der mehr als respektabel in die Spielzeit gekommen war und neun Punkte mit nach Delmenhorst brachte. Dass die Wolfenbütteler den einzigen groben Schnitzer, den sich Atlas erlaubte, humorlos bestraften, erhöhte den Ballast im Atlas-Kofferraum. „Nach dem 0:1 standen wir mit dem Rücken an der Wand“, sagte Hahn über den Treffer von Plünnecke. Zuvor hatte Rico Frank eine zu kurze Kopfball-Rückgabe von Stefan Bruns auf SVA-Torwart Florian Urbainski erlaufen und den Ball clever auf seinen MTV-Sturmpartner gepasst (33.).
Bis dahin war Atlas spielbestimmend. Nach starkem Beginn und einer ganz frühen Chance für Oliver Rauh (1.), der eine flache Hereingabe von Marvin Osei nur knapp verpasste, hatte das Team die besseren der wenigen Chancen. Rauh blieb ein Aktivposten im Atlas-Team und fing sich ein Sonderlob ein. „Er hat das top gemacht“, sagte Hahn.
Den Gästen gelang es im Verlauf der ersten Halbzeit, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Sie verteidigten geschickt. Ihre Angriffe bauten sie ruhig, mit vielen Querpässen auf. Mit dem Treffer sorgten die Wolfenbütteler dann für Verunsicherung bei den Delmenhorstern. MTV-Trainer Michael Nietz bedauerte, dass es seine Spieler nicht schafften, daraus Kapital zu schlagen. „Unser größtes Problem war die Passgenauigkeit“, sagte er. Das sei der Hauptgrund für die „ganz bittere Niederlage“. Es habe in den Schnittstellen der Atlas-Defensive Räume gegeben, erklärte Nietz, der Ball wäre aber nicht dorthin gekommen. „Ein Punkt wäre für uns okay gewesen“, fand er.
Taktische Umstellung macht sich bezahlt
„Die erste Halbzeit war nicht das, was wir können“, stellte Hahn fest. Er reagierte: Thomas Mutlu spielte fortan auf der „Zehn“, für ihn übernahm Musa Karli die „Sechs“. Das zahlte sich aus. Der quirlige Mutlu störte den Spielaufbau des MTV und Atlas-Spielgestalter Karli kam früher an den Ball. Der Atlas-Motor erreichte höhere Drehzahlen. Dazu trug natürlich auch der Ausgleich bei. Patrick Degens Flanke köpfte Rauh ins MTV-Tor (56.). Mit dem frischen Selbstvertrauen wurden die SVA-Offensivaktionen zwingender. Die Anzahl der Chancen wuchs, die Qualität wurde besser. Wolfenbüttel, das weiter versuchte zu kontern (Jan-Hendrik Wrobel scheiterte an Urbainski, 63.), geriet unter Druck.
Von der 70. Minute an spielte der MTV nur noch zu zehnt. Tobias Block, der schon verwarnt war, hielt den davonstürmenden Rauh fest: Gelb-Rot. „Fahrlässig“, fand MTV-Coach Nietz die Aktion.
60 Sekunden später traf der stark spielende Vollmer per Kopf zum 2:1 für Atlas. Karli hatte den Ball mit einer Ecke dicht vors Tor geflankt. „Das haben wir am Vorabend noch trainiert“, verriet Hahn. Seine Mannschaft war – auch in der Tabelle – am MTV vorbeigezogen. Sie hatte sogar Gelegenheiten, den Abstand zu vergrößern. Dass die vergeben wurden, störte Hahn nicht. „Entscheidend ist, dass wir nach dem Rückstand zur Halbzeit das Spiel noch gedreht haben“, bestätigte er und fügte mit Blick auf kommende Aufgaben an: „Wir müssen uns fußballerisch wieder steigern.“