Die beiden Verantwortlichen waren sich am späten Sonntagnachmittag einig. „Unheimlich intensiv“ war das Oberligaspiel ihrer Mannschaften, fanden Jürgen Hahn, Trainer des SV Atlas Delmenhorst, und Murat Salar, Coach von Arminia Hannover. Es stand ebenfalls für beide fest, dass das in der Tat umkämpfte 1:1 (1:1) den Leistungen entsprach, die die von ihnen betreuten Fußballer vor etwa 250 Zuschauern im Rudolf-Kalweit-Stadion des ehemaligen Zweitligisten geboten hatten. Erst die Einordnung des Ergebnisses fiel dann, allerdings nur leicht, unterschiedlich aus. Der Hannoveraner Mohammad Chahrour (15. Minute) und der Delmenhorster Marlo Siech (30.) hatten mit ihren Treffern für das Remis gesorgt. „Wir müssen und können gut mit dem Punkt leben“, sagte Hahn. „Wir sind mit dem Punkt natürlich nicht ganz glücklich. Wir hätten lieber noch zwei dazu bekommen. Jetzt müssen wir halt mit dem einen leben“, erklärte Salar, der mit seiner Mannschaft auf eigenem Platz zuvor dreimal in Folge siegreich gewesen war.
Atlas steht im Stau - Spiel beginnt verspätet
Das, was die Delmenhorster bei ihrer Rückkehr in den Liga-Alltag, erwarten würde, deutete sich schon auf der Hinfahrt an. Sie war so etwas wie ein Omen. Am vergangenen Mittwoch hatte der SVA mit einem starken 4:0-Heimsieg über den FC Hagen/Uthlede im Viertelfinale des NFV-Pokals der Amateure geglänzt. Am Sonntag brauchte der Atlas-Tross wegen einiger Staus und auch wegen daraus resultierenden Umwegen dreieinhalb Stunden für die 140 Kilometer in die Landeshauptstadt. Das Team fand dort auch nicht den direkten Weg in die Partie, die mit 18-minütiger Verspätung begann. Hochmotivierte, taktisch clever agierende Gastgeber versperrten ihnen zunächst fast alle Wege für gute Offensivaktionen. Das gelang den Delmenhorstern nicht so konstant. Schon nach 40 Sekunden musste ihr Torwart Florian Urbainski einen Schuss von Gürkan Öney parieren, der alleine auf ihn zulief. „Wir waren immer einen Schritt zu spät“, haderte Hahn mit der ersten halben Stunde. In der bestimmten die Arminen das Geschehen eindeutig. Ihre Angriffe wurden fast immer vom technisch sehr guten Mohamed Darwish - dem besten Spieler auf dem Platz - eingeleitet. Eine schöne Kombination, die mit einem Steilpass auf Charour endete, brachte ihnen das 1:0.
Die Delmenhorster verloren ihr Ziel dadurch aber nicht aus den Augen. Mit großer Laufbereitschaft und viel Einsatz kamen die Spieler gemeinsam über eine Alternativroute langsam, aber sicher in die Partie. Die Mannschaft, in der Marvin Osei auf der rechten Seite den verletzten Patrick Degen in der zum Pokalspiel sonst unveränderten Startelf ersetzte, erreichte das Ziel dann in der 30. Minute: Musa Karli spielte eine Ecke von der rechten Seite kurz auf Nick Köster, dessen Flanke köpfte der nach vorn aufgerückte Innenverteidiger Siech entschlossen ins Arminia-Tor. „Danach war es ein Spiel auf Augenhöhe“, erklärte Hahn die positive Wirkung des SVA-Treffers. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass wir mit einem Standard den Ausgleich gemacht haben“, erzählte der SVA-Trainer, „weil ich weiß, dass mein Kollege seine Mannschaft immer sehr gut vorbereitet.“
Atlas-Trainer Jürgen Hahn lobt Engagement seiner Spieler
Salar gab ein Kompliment zurück. „Das war eines der schöneren Unentschieden, denn Atlas hat das gemacht, was mir immer sehr am Herzen liegt. Die Mannschaft hat auch versucht, Fußball zu spielen. Daher hat die Partie den Zuschauern Spaß gemacht.“
Chancen, das Ergebnis zu verändern, hatten in der zweiten Halbzeit sowohl die Hannoveraner als auch die Delmenhorster. Adem Lukac, eingewechselter Arminen-Angreifer, schoss zunächst nach einem Freistoß aus vier Metern übers Tor (58.) und scheiterte dann nach einem Konter mit einem Heber an Urbainski, der gerade noch die Fingerspitzen an den Ball bekam, sodass Stefan Bruns ihn endgültig aus der Gefahrenzone befördern konnte (60.). Salar hätte zudem nach einem Zweikampf zwischen SVA-Verteidiger Leon Lingerski und seinem Stürmer Dominik Karaca zu gern einen Elfmeterpfiff gehört (69.).
SVA hat noch zwei gute Chancen
Später war der SV Atlas einem Treffer näher. Nach einer Flanke von Tom Schmidt, der sich auf der rechten Seite durchsetzte, wurden die Schüsse von Marco Prießner und Karli aber abgeblockt (79.). In der Nachspielzeit verfehlte ein 15-Meter-Schuss von Karli sein Ziel nur knapp (90.+1).
„Kompliment an die Mannschaft“, sagte Hahn. „Es war klasse, dass sie nach einer schweren Woche mit dem Spitzenspiel gegen den HSC Hannover und der Pokalpartie am Mittwoch einem wirklich starken Gegner so einen Kampf geliefert und einen sehr wertvollen Punkt geholt hat.“ Seine Spieler möchten diesen auf direktem Weg veredeln. Also schon am Samstag, 13. Oktober: Ab 16 Uhr treffen sie in ihrem Stadion auf dem MTV Gifhorn. „Dann wollen wir drei Punkte nachlegen“, versprach Köster.