Keisuke Morikami ging zufrieden lächelnd in Richtung der Umkleidekabinen auf der Sportanlage an der Constantinstraße in Hannover. Dafür gab es zwei gute Gründe: Der Fußballer des SV Atlas Delmenhorst hatte am dort am Sonntagnachmittag ein starkes Debüt in der Startelf des Oberligisten gefeiert, das auch zum ersten Einsatz über die volle Spielzeit geworden war. Außerdem hatte er damit dazu beigetragen, dass der geschlossen gute Auftritt seiner Mannschaft mit einem Punktgewinn beim (Ex-)Tabellenführer belohnt wurde. Der SV Atlas kam beim HSC Hannover vor 485 Zuschauern, darunter 160 SVA-Anhänger (nach HSC-Angaben), zu einem 0:0.
Keisuke Morikami lobt Leistung der ganzen Mannschaft
Morikami, der als rechter Verteidiger in der Atlas-Viererkette agiert hatte, freute sich über die viele Spielzeit und seine gute persönliche Bilanz, in der er unter anderem viele gewonnene Zweikämpfe, ein sicheres Stellungsspiel und große Ball- und Passsicherheit verbuchen durfte. Der 26-jährige Japaner, der vor der laufenden Saison 2018/2019 vom Bremer Landesligisten SV Grohn zu Atlas gewechselt war, merkte allerdings sofort an, dass „die ganze Mannschaft“ überzeugt hätte. „Die Stimmung war gut, wir haben gut verteidigt und vier, fünf Mal super gekontert“, sagte Morikami. Dass es ihm und seinen Mitspielern nicht gelungen war, diese Leistung zu krönen, bedauerte er schon. „Schade, wir hätten gewinnen können“, stellte er fest - und ging dennoch mit guter Laune zum Duschen.
Atlas-Trainer Olaf Blancke ist zufrieden
Die Gemütsverfassung von Atlas-Trainer Olaf Blancke war genauso wie die seines Abwehrspielers. „Ich kann der Mannschaft nur ein Riesenkompliment machen“, lobte er. „Sie hat stark gespielt; jeder hat für jeden gekämpft. So stelle ich mir das vor. Auf dieses Spiel können wir aufbauen.“ Das einzige kleine Manko trübte auch sein positives Fazit dann nur ganz wenig:
„Wenn mir vorher jemand erklärt hätte, dass wir einen Punkt holen, dann hätte ich gesagt: okay. Doch wir hatten die besseren Chancen. Ein Dreier war drin. Letztlich muss man mit einem Punkt bei so einem starken Gegner aber zufrieden sein.“
Die Delmenhorster traten ersatzgeschwächt in Hannover an. Acht Spieler fehlten verletzt, krank oder gesperrt. Auf der Bank nahmen nur vier einsatzbereite Aktive Platz, darunter in Emiljano Mjeshtri einer aus der Kreisliga-Mannschaft des SVA. Das Atlas-Team präsentierte sich aber vom Anpfiff an als geschlossene Einheit, die sich diszipliniert an die taktische Ordnung hielt, stets die Ordnung behielt. Sie verschob, wenn die Hannoveraner am Ball waren, geschickt und ließ den Gastgebern nur ganz selten Raum für gefährliche Angriffe. Dazu kam, dass die Delmenhorster großes und cleveres Engagement und viel Laufbereitschaft in die Waagschale warfen.
Hannover bleibt im Titelrennen
„Wir hatten vielleicht mehr Ballbesitz“, erklärte HSC-Trainer Martin Polomka, „aber in Zonen, wo es nicht relevant war.“ Er vermisste Tempo und Ideen. Es sei, fand er, kein gutes Spiel seiner Mannschaft gewesen: „Atlas hat sich den Punkt mehr als verdient.“ Das 0:0 kostete dem HSC die Spitzenposition in der Tabelle. Trotzdem, die Laune des HSC-Coaches war nicht völlig verhagelt, denn: „Die Stimmung im Stadion war super“, erklärte Polomka, der dann noch darauf hinwies, dass die Frage, wer Meister wird, nicht schon am Sonntag beantwortet worden war: „Wir sind noch dick im Rennen.“
Delmenhorst hat die besseren Torchancen
Eine treibende Kraft im Atlas-Kollektiv war Leon Lingerski. Mit einer Flanke von links ermöglichte er Musa Karli die erste Torchance, doch der offensiver als zuletzt aufgestellte Mittelfeldspieler verzog. Nicht einmal 120 Sekunden später war Karli wieder zur Stelle, als Oliver Rauh den Ball zurücklegte. Sein zweiter Versuch flog über das Tor. Ebenfalls nur wenig später hätte sich der Ball nach einer Ecke von Karli fast in die kurze Ecke gedreht. Auch Lingerski, der nach Flanke von Patrick Degen das Leder knapp verpasste, das dann auch noch nur ein paar Zentimeter am langen Pfosten vorbeiging (33. Minute) und Degen, der aus kurzer Distanz am gut regierenden HSC-Schlussmann Sascha Algermissen scheitete (41.), hätten Delmenhorst in Führung bringen können. So nah an einem Treffer waren die Hannoveraner vor der Pause nicht. Ein Schuss von Fabrice Weigel, der sein Ziel aber deutlich verfehlte, nach einer Vorlage von Dominic Bermudez von der rechten Seite blieb die einzige nennenswerte Aktion (25.).
Delmenhorster leisten starke Defensivarbeit
Nach der Pause versuchte Hannover, mehr Fahrt aufzunehmen, indem es sich weiter vorn positionierte. Das brachte die Atlas-Elf um ihre gewohnt starke Innenverteidigung Marlo Siech und Karlis Plendiskis aber nicht verwirklich in Verlegenheit. Sie leistete weiter gute Defensivarbeit, provozierte damit viele Fehlpässe der Gastgeber. Die Delmenhorster waren mit ihren guten Kontern weiter das torgefährlichere Team. Lingerski, der nach klasse Pass von Siech aus halblinker Position über das Tor schoss, hatte die erste Gelegenheit nach dem Seitenwechsel (55.). Die zweite leitete er ein. An seine flache Hereingabe von links kamen Thade Hein und Rauh ebenso nicht heran wie die HSC-Verteidiger. Am langen Pfosten stand aber noch Degen, doch er schoss vorbei (65.). Atlas setzte nach, erspielte sich noch fünf gute Möglichkeiten: einen Versuch per Hacke von Siech nach Karli-Ecke (67.), einen Degen-Fernschuss, der Algermissen nur leichte Probleme bereitete (69.), eine scharfe Lingerski-Flanke (79.), einen Karli-Schuss nach Vorarbeit des eingewechselten Aladji Barrie aus 13 Metern, den Algermissen sicher parierte (87.) und eine Direktabnahme von Hein nach einem Freistoß von Dennis Mooy (89.).
Zwei starke Paraden von Atlas-Torwart Florian Urbainski
In der zweiten Halbzeit war allerdings auch Florian Urbainski ernsthaft gefordert. Zunächst wehrte einen Kopfball von Bermudez aus sieben Metern glänzend ab (75.), dann spitzelte er dem alleine aufs SVA-Tor zulaufenden Deniz Tayar den Ball vom Fuß (90.+1). So hatte der Atlas-Torwart seinen Teil dazu beigetragen, dass Morikami lächelnd in die Kabine gehen konnte. Und dass sich der Verteidiger und der 20-jährige Hein, der im rechten Mittelfeld gespielt hatte, noch ein Sonderlob ihres Trainers einfingen. „Keisuke und Thade haben das, was wir erst im Bus besprochen haben, hervorragend umgesetzt“. schwärmte Blacke: „Das ist gegen einen so starken Gegner nicht einfach.“ Dann verließ auch er zufrieden den Platz an der Constantinstraße in Hannover.