Wenn nach einem Fußballspiel die einen allerbeste Laune haben, ist die Stimmung bei den anderen meistens mies. Das war auch gestern im Stadion an der Düsternortstraße so. „Toller Sonntag“, fand Adem Cabuk, Co-Trainer von Arminia Hannover. „Wir hatten uns richtig darauf gefreut, nach Delmenhorst zu fahren, denn es ist immer geil, hier zu spielen.“ Dass die Rücktour der Oberliga-Mannschaft und ihrer Fans noch fröhlicher wurde, lag an einem 3:0 (0:0)-Sieg. Jovan Hoffart (60. Minute), Mohamed Darwish (78.) und Adris Jankir (83.) erzielten die Tore. Dementsprechend lang waren die Gesichter von Olaf Blancke, Trainer des gastgebenden SV Atlas, sowie der Spieler, der Betreuer und der Fans des Teams. „Ich bin tief enttäuscht“, sagte Blancke: „Wir konnten in keiner Weise das umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten.“
Die Delmenhorster waren nach der sehr guten Leistung, die sie eine Woche zuvor beim 0:0 beim HSC Hannover, der gestern übrigens wieder an die Tabellenspitze zurückkehrte, geboten hatten, zuversichtlich in das Heimspiel gegen das zweite Oberligateam aus der Landeshauptstadt gegangen. Die Hoffnungen erfüllten sich nicht. „Von einer Woche auf die andere fehlten 20 Prozent an Aggressivität“, stellte Blancke fest und gab zu, dass er den Grund dafür (noch) nicht kannte. „Mir fällt es schwer, so kurz nach dem Spiel Worte zu finden.“ Eine genaue Analyse wird er natürlich vornehmen, auch per Video: „Ich muss mir die Partie noch einmal zu Gemüte führen.“
Einig waren sich Cabuk, der den gesperrten Arminia-Cheftrainer Murat Salar vertrat, und Blancke in ihrer Bewertung des Ergebnisses. „Das geht so in Ordnung“, fand Cabuk. Blancke meinte:
„Der Sieg der Arminen war hochverdient.“
Die Hannoveraner machten gestern schnell klar, dass sie nicht nur nach Delmenhorst gekommen waren, um schöne Fußballatmosphäre zu genießen. Hellwach und mit guter Raumaufteilung ergriffen sie die Initiative. „Wir wussten, dass es hier immer schwer ist, doch wir wollten das Spiel offen gestalten“, erklärte Cabuk. Das gelang ziemlich gut. Die Gäste brachten die Atlas-Elf, die in der selben Aufstellung wie im HSC-Spiel begann, immer wieder in Schwierigkeiten. Delchand Jankir und Hoffart machten auf den Flügeln mächtig Wirbel. Hoffart bereitete auch die beste Torchance der ersten Halbzeit vor. Er flankte von rechts auf Adris Jankir, dessen Schuss Atlas-Torwart Florian Urbainski stark parierte (23.). „Wir hätten mehrfach den letzten Pass nur etwas genauer spielen müssen, dann wäre schon vor der Pause für uns mehr möglich gewesen“, erklärte Cabuk – ohne dass ihn das nach dem Schlusspfiff noch störte.
Mit der Passgenauigkeit seiner Spieler haderte derweil auch Blancke. „Wir wollten eigentlich früh attackieren, doch wir sind gar nicht erst in die Presssituationen gekommen“, stellte er fest. „Wir wussten, dass das Umschaltspiel die Stärke der Arminia ist. Und dann unterlaufen uns so viele Fehlpässe“, monierte Blancke. Zudem verlor seine Mannschaft viele Zweikämpfe. So kam Atlas in der ersten Halbzeit nur selten gefährlich in die Nähe des Arminia-Tors. Eine echte Chance hatten die Delmenhorster nicht, denn auch aus den Standardsituationen machten sie nichts Zwingendes.
Zwei Chancen für Delmenhorst direkt nach dem Seitenwechsel
Der Atlas-Coach stellte in der Pause um. Blancke wechselte Aladji Barrie ein, der ins Sturmzentrum ging. Oliver Rauh verschob auf die rechte Außenbahn, Patrick Degen agierte in zentralerer Position. Das schien sich positiv auszuwirken. Barrie gab den ersten Schuss ab, den der Arminia-Torhüter Bulut Türkoglu halten musste. Größere Probleme hatte er dabei nicht (46.). Wenig später verfehlte Degen von der Strafraumgrenze das Tor knapp (48.).
Gegentor wirft SV Atlas aus der Bahn
Es war Zug im Atlas-Offensivspiel, allerdings nicht lange. Tino Schröder fing einen Delmenhorster Angriff ab und spielte einen klasse Diagonalpass nach rechts auf Hoffart. Der zog nach innen und schoss den Ball aus 20 Metern in den linken Winkel: 1:0 (60.). „Nach dem Gegentor ging bei uns gar nichts mehr. Das ist das Erschreckende“, beschrieb Blancke die Folgen des, aus Hannoveraner Sicht, Traumtors. Fast nichts, denn Musa Karli stellte Türkoglu mit einem 25-Meter-Freistoß doch noch vor eine ernsthafte Probe, die der Torwart aber glänzend bestand (75.).
Ansonsten bestimmten die Hannoveraner nach dem 1:0 das Geschehen. Sie waren gedankenschneller, wie vor dem 2:0 als sie, nachdem ein weiter Schlag von Urbainski im Aus gelandet war, prombt reagierten. Grükan Öney lief nach dem Einwurf alleine aufs Atlas-Tor zu, Urbanski bekam zwar die Fingerspitzen noch an den Ball, doch am langen Pfosten schob ihn Darwish mühelos ins Netz (78.). Für Adris Jankir war es fünf Minuten später noch einfacher, das 3:0 zu köpfen: Nach einer kurzen Ecke flankte Hoffart in die Mitte, im Fünfmeterraum stand sein Mitspieler völlig frei.
Delmenhorst tritt am 7. April beim MTV Gifhorn an
„Wir müssen die Köpfe schnell wieder hochnehmen“, forderte Blancke mit Blick auf die kommenden schweren Aufgaben. Er muss weiter auf seinen ersten Pflichtspielsieg als Atlas-Trainer warten, die Mannschaft ist im Jahr 2019 noch erfolglos (zwei Unentschieden, zwei Niederlagen). Sie bleibt zwar Tabellensiebter, der Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang ist aber auf drei Zähler geschrumpft. Am Sonntag, 7. April, 15 Uhr, sind die Delmenhorster beim 13. MTV Gifhorn gefordert.