Auch Moral und Mentalität stimmten. Denn nach dem 0:1 zur Pause durch Kevin Rehling (18.) glich Atlas in der Schlussphase durch Leon Lingerski zum verdienten 1:1 aus (80.). „Die zweite Halbzeit war wesentlich besser als die erste“, sagte von Seggern. Warum? „Wir haben uns im Spielaufbau mehr zugetraut und gleichzeitig weniger Fehler gemacht.“
Im Vergleich zum erfolgreichen 2:0 gegen den 1. FC Wunstorf fielen mit Thomas Mutlu (Nasenbeinbruch) und Nick Köster (Oberschenkelprobleme) beide Rechtsverteidiger aus. Rechts hinten spielte dafür Marlo Siech. Er zeigte eine gute Leistung und setzte auch Impulse nach vorne. Gleichzeitig rückten Dennis Mooy (als Linksverteidiger) und Marco Prießner (als Mittelstürmer) in die Anfangself. Nominell war Atlas so offensiv aufgestellt wie lange nicht mehr.
Heeslingen trifft herrlich zur Führung
Vor 400 Zuschauern, darunter mindestens 150 Fans aus Delmenhorst, hatte Heeslingen in der ersten Halbzeit Vorteile. Und die Gastgeber, die nach dem Rücktritt von Hansi Bargfrede durch den bisherigen Co Hendrik Lemke ebenfalls interimsmäßig betreut werden, führten nach 45 Minuten durch einen herrlichen Freistoßtreffer. Der starke Kevin Rehling zirkelte den Ball aus 20 Metern von halblinks unhaltbar für Florian Urbainski ins linke obere Eck (18.). Allerdings monierten die Gäste, dass das von Marlo Siech zuvor verursachte Foul keines gewesen sein soll. „Nie im Leben“, beschwerte sich der Verteidiger.
So oder so war Atlas in Halbzeit eins aber noch nicht völlig im Spiel. Dass Heeslingen früh presste und viele zweite Bälle gewann, schmeckte dem SVA nicht wirklich. Die Platzherren hätten bei drei weiteren Chancen (15./39./ 43.) höher führen können.
Und Atlas? Zeigte gute Ansätze über die Außen, wurde aber nur bei einem Schuss von Dennis Mooy (13.) und einem Alleingang des freistehenden Marco Prießner, der den Ball jedoch schlecht annahm und dann vertändelte (37.), überhaupt gefährlich. „Wir haben uns im Spielaufbau zu wenig zugetraut“, erklärte von Seggern unter anderem die Harmlosigkeit im Angriff.
In der Halbzeit reagierte Atlas deshalb. Von Seggern, der auch unter der Woche die drei Einheiten geleitet hatte, brachte Patrick Degen für Stefan Bruns. Dadurch rückte Leon Lingerksi von Linksaußen auf die Sechs, und tat mit seiner Übersicht dem Spielaufbau der Blau-Gelben spürbar gut. „Leon war nach der Pause viel besser im Spiel“, lobte Fuhrken den Linksfuß.
Erst verdienter Ausgleich ...
Nach der Pause entwickelte der SV Atlas direkt mehr Druck. Delmenhorst schnürte die Gäste regelrecht hinten rein. Das Problem: Bis auf eine Schusschance für Musa Karli (56.) musste Heeslingens Torwart Arne Exner nicht eingreifen. Auch deshalb, weil die Atlas-Angreifer Marvin Osei und Marco Prießner, die sich beide die fünfte Gelbe Karte abholten, relativ ungefährlich waren.
Das 1:1 durch Leon Lingerski, der nach einer abgewehrten Ecke mit links von halbrechts traf (80.) war dennoch verdient, weil Atlas immer wieder anlief. „Wir haben mit Kampf und Leidenschaft dagegen gehalten. Und uns dadurch das Unentschieden verdient“, lobte von Seggern den Einsatz der Spieler.
... dann Glück bei zwei Heeslinger Chancen
Zur Wahrheit der Partie gehörte aber auch, dass Atlas nach dem Ausgleich zwei Mal Glück hatte. Ein Volleyschuss von Rehling segelte knapp am Pfosten vorbei (82.), dazu setzte der gefährliche Angreifer einen Kopfball völlig freistehend daneben (88.).
So blieb es beim 1:1, das sich Atlas auch durch die Unterstützung der Fans erkämpft hatte, wie Fuhrken lobte. „Die Zuschauer waren unser zwölfter Mann. Die Stimmung war grandios.“ In der Tat war der Support der fast 90 Minuten lang durchsingenden Fans so stark wie schon lange nicht mehr bei einem Auswärtsspiel.
So blieb nach dem verdienten Punktgewinn an diesem kalten November-Sonntag nur noch eine Frage offen: Wer wird neuer Trainer? „Wir haben noch mit niemandem gesprochen“, betonte Klubchef Manfred Engelbart. Dieses Thema wolle er erst nach der mit Spannung erwarteten Jahreshauptversammlung am Dienstag (19 Uhr, Jan Harpstedt) angehen.